Jetzt gilt es!

veröffentlicht von Esmeralda, geändert am , 16 Kommentare
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Es ist mein Rückgrat. Meines. Und das lasse ich mir nicht brechen. Nicht von Nazis im Schafspelz, nicht von Kindern, die von Beruf Sohn oder Tochter sind, Existenzängste nicht kennen und als Lebensentwurf "Marxismus", "Feminismus", "Antifaschismus" nennen. Nicht von denen, die sich selbst so innig lieben, dass sie außer ihrer eigenen Lebensrealität nichts wahrnemen wollen, nicht von denen, die sich selbst so sehr hassen, dass sie alles und jeden zerstören müssen, ohne Rücksicht auf Verluste. Und damit scheine ich nicht ganz allein zu sein. Ein Rant.

Ich habe den Mund gehalten. Wegen Landtagswahlen in anderen Bundesländern, wegen der Bundestagswahl, wegen der Landtagswahl in Bayern. Ich habe an Infoständen gestanden und Wahlkampf gemacht, habe den Leuten unser Wahlprogramm erklärt, so gut das eben geht in den paar Minuten, die man dafür hat, und mich dabei immer mehr wie eine verdammte Lügnerin gefühlt. Nicht, weil ich irgendetwas aus unseren Wahlprogrammen abgelehnt hätte; unsere programmatische Arbeit ist meiner Ansicht nach sehr gut, wenn man bedenkt, wie jung die Partei noch ist. Die Ansätze sind progressiv, es ist vieles darin, womit man Menschen aus ihren eingefahrenen Denkgewohnheiten holen und mit ihnen zusammen neue Wege ausprobieren kann. Wobei ich mich schlecht fühlte, das war der Moment, in dem ich Leuten, die uns nicht kennen, unsere Sandförmchenwurfkultur schönreden und ihnen erzählen musste, dass wir eben nicht alle auf eine Parteilinie einschwören, dass man bei uns auch mal gegen den Strich und gegen das, was beschlossen wurde, denken darf. Das durfte man nämlich schon sehr lange nicht mehr, zumindest meinem Gefühl nach.

Aber die Diskussion darum, dass wir wirklich eine offene Partei sein wollten, die Diskussionen auch dann zuläßt, wenn durch Beschlüsse schon Fakten geschaffen sind, die zuläßt, dass man trotzdem noch in andere Richtungen als die vorgegebene weiterdenkt, dass man keinerlei Redeverbote zu erwarten hat, wenn man neue Aspekte in eine bereits abgeschlossen geglaubte Situation einbringt, ja, diese Diskussion konnten wir ja nicht führen. Denn jedes Mal, wenn irgendjemand sich öffentlich (also vornehmlich auf Twitter) darüber ärgerte, dass Diskussionen nur zulässig waren, wenn sie a) nichts des bereits Beschlossenen in Frage stellten und b) keine gewählten Vertreter irgendwelcher Gliederungen kritisierten, kamen genau zwei Reaktionen:

Erstens: Du darfst dich über so etwas nicht aufregen, das ist Parteimeinung/ein demokratisch gewählter Vertreter der Partei, wenn du hier kritisieren willst, bist du in dieser Partei falsch.

Zweitens: Lass es gut sein, die Diskussion müssen wir ein anderes Mal führen, die Presse liest hier mit, wir müssen Einigkeit demonstrieren, sonst heißt es wieder, wir wären ein Chaotenhaufen, dann sinken die Umfragewerte und wir stehen doch momentan so ungeheuer gut da.

Die allgegenwärtige Angst vor dem, was die Presse sagen könnte, geht mir schon seit Ewigkeiten massiv auf die Nerven. Es ist die Aufgabe der Presse, zu berichten, was ist. Wenn das, was ist, gerade eine Auseinandersetzung ist, dann ist das eben so. Es hat uns auch nicht gestört, dass über uns berichtet wurde, wir wollten Kinderschänder schützen; damals haben wir beharrlich aufgeklärt, so lange, bis klar war, dass wir genau das wirklich nicht wollten - im Gegenteil. Und auch das haben wir mit Geduld und ständiger Wiederholung in die Öffentlichkeit gebracht. Aber damals ging es ja auch noch um nichts - höchstens mal ein, zwei Prozent bei irgendwelchen Wahlen.

Seit die Piraten im September 2011 aber eine - sogar recht starke - Fraktion in einem Landesparlament hat, machen wir uns ständig Sorgen darüber, was die Leute von uns denken könnten und tragen unsere Konflikte nicht mehr offen aus. Der Einzug in weitere Landesparlamente hat an dieser Stelle sein Übriges getan. So haben wir uns darauf verlegt, Konflikte so lange ruhen zu lassen, bis wir es überhaupt nicht mehr aushalten - und uns dann natürlich in einer Weise äußern, die jenseits jeglicher Diskussion und vor allem weit jenseits des guten Geschmacks liegt.

Der letzte Bundesvorstand hat sich mehr durchlaviert als dass er tatsächlich Vorstandsarbeit nach außen hätte leisten können, die Mitglieder haben sich gegenseitig behindert und blockiert. Wenn eine öffentliche, klare Ansage kam, gab es regelmäßig ein gewaltiges Donnerwetter aus der Basis, wie üblich hauptsächlich auf Twitter, aber natürlich auch per E-Mail und Telefon, woraufhin dann zunächst mal wieder nichts passierte. So haben wir, diese allseits gerühmte Basis, unseren Vorstand gleich noch mitblockiert. Eine ernsthafte Möglichkeit, die Partei nach außen zu vertreten, gab es schlicht nicht. Kein Wunder, dass der gesamte Bundesvorstand nicht mehr angetreten ist. Das hätte uns zu denken geben müssen.

In der Piratenpartei gab es zunächst tatsächlich zwei große Gruppen: Einerseits eher liberal gesonnene Linke, die sich vorwiegend für die großen und sehr wichtigen Felder Bürgerrechte, Bildung, Netzpolitik und Datenschutz einsetzen; meiner Erfahrung nach Menschen, die nicht rigoros gegen jegliche Programmerweiterung waren (sie hätten es ja auch gar nicht verhindern können), aber diese Erweiterung gerne behutsam und im Hintergrund vorangetrieben hätten, während weiterhin eben dieser Markenkern betont werden sollte.

Andererseits waren da Linke, die - zum Teil auch von der Presse getrieben - schnellstmöglich ein Vollprogramm vorweisen können wollten, weil sie es als blamabel empfanden, dass wir so lange eben nur unseren Markenkern bewarben und diejenigen von uns, die in Talkshows eingeladen oder anderweitig interviewt wurden, zu so vielen politischen Themen nichts sagen konnten als "es gibt eine Arbeitsgruppe, die derzeit an diesen Themen arbeitet, ein beschlossenes Ergebnis liegt noch nicht vor".

Ich selbst habe das übrigens nie als blamabel empfunden, sondern als sehr angenehm. Ich fand es wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, wirklich durchdachte Programme vorlegen zu können und hätte problemlos damit leben können, wenn die Piratenpartei als potentielle Oppositionspartei (und mehr wären wir auch dann nicht geworden, wenn wir es in den Bundestag geschafft hätten), eben zu einigen Themen keine Aussagen anzubieten gehabt hätte. Das war für mich immer eine gute Möglichkeit, Menschen zur Mitarbeit einzuladen, dazu anzuregen, uns ihre Ideen, Wünsche und Vorstellungen mitzuteilen. Und sie haben es getan; da war sicherlich Abstruses dabei, aber eben auch wirklich gute Ideen, die auch Eingang in unsere Arbeit gefunden haben. Diesen wichtigen Input aus der Bevölkerung haben wir schon sehr lange nicht mehr.

Wir haben ihn deshalb nicht mehr, weil wir genau dieselben blasierten Tröpfe geworden sind, die es in der Politik sowieso schon gibt - nur, dass wir durch die permanente öffentliche Geiferei noch einen gewissen Popcornfaktor dazu liefern. Naja, wir haben ihn geliefert, selbst die beste Seifenoper ist irgendwann nur noch unerträglich.

Der Grund: Bei den Piraten gibt es inzwischen einige kleine, scharf begrenzte Grüppchen, die

  • den Frauen vorschreiben, wie sie sich zu fühlen, wie sie Frau zu sein haben
  • den Männern vorschreiben, dass sie sich schlecht zu fühlen haben, weil sie Unterdrücker sind
  • den jeweils anderen vorschreiben, wie sie Piraten zu sein haben
  • für sich in Anspruch nehmen, zu wissen, was "rechts" ist und jedem, der etwas sagt oder tut, was ihnen nicht passt, nachsagen, er sei "ein Rechter" oder "ein Nazi"
  • für sich in Anspruch nehmen, zu wissen, was "links" ist und jeden, dessen Äußerungen oder Handlungen ihnen nicht in den Kram passt, sofort wüst beschimpfen

Diese Grüppchen hindern die beiden großen Gruppen, die "Kernis" und die "Vollis" daran, tatsächlich programmatische Arbeit zu leisten, ordentliche, vernünftige, ausgewogene Anträge zu erarbeiten und zur Abstimmung zu bringen, indem sie immer wieder Gift und Galle über jeweils extrem böse "Unpiraten" gießen und durch dieses destruktive Verhalten einfach Kräfte binden, die so viel sinnvoller eingesetzt werden könnten und mit denen man eigentlich sparsam umgehen müßte, weil diese Ressourcen knapp und wertvoll sind.

Und sie hatten lange Zeit Erfolg mit ihrer destruktiven Masche. Kein Mensch sprach mehr über das Programm, Berichte in Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunk, Fernsehen und Internet drehten sich nur noch um das Zwischenmenschliche in der Piratenpartei. Unsere Inhalte wurden uninteressant, wir verkamen zum Unterhaltungsfaktor, die Umfragewerte sanken wie befürchtet ins Bodenlose.

Die Auseinandersetzung in der Piratenpartei findet nicht zwischen "links" und "rechts" statt, sondern zwischen lauten, politischen Hooligans und Leuten, die eine Politik jenseits der vorhandenen Denkschablonen machen wollen. Letztere haben viel zu lange den Mund gehalten und viel zu lange aus Rücksicht auf den Ruf der Partei und die Umfragewerte geschwiegen. Jetzt geht das nicht mehr. Jetzt muss diese Partei eine Entscheidung treffen:

Wollen wir politische Hooligans sein, die schreiend und tobend in die politische Bedeutungslosigkeit abdriften?

Oder wollen wir wirklich Politik 2.0 machen, Wege finden, die Menschen um uns herum an unserer politischen Arbeit zu beteiligen, ihr Interesse an der Politik zu wecken und so unseren Beitrag dazu leisten, dass auch in zehn Jahren noch jeder Mensch sich unbeobachtet und frei im öffentlichen Raum bewegen kann, dass das Netz neutral bleibt, dass unsere Daten uns gehören und einen besonderen Schutz verdienen und dass wir eben nicht damit leben müssen, ständig unter Verdacht zu stehen?

Wir, die Piraten, haben die Wahl. Ich weiß, was ich will und ich hoffe sehr, dass ihr alle das auch wisst.

Kommentare

ich

schrieb am

"Zweitens: Lass es gut sein, die Diskussion müssen wir ein anderes Mal führen, die Presse liest hier mit, wir müssen Einigkeit demonstrieren, sonst heißt es wieder, wir wären ein Chaotenhaufen, dann sinken die Umfragewerte und wir stehen doch momentan so ungeheuer gut da."

Es gibt einige Leute, die schon lange sagen: Scheiss auf die Umfragewerte, die direkt wieder eins auf die Muetze bekommen. Aber sie haben recht: Die interne Ordnung ist wichtiger als Umfragewerte. Die Leute, die wichtige Debatten zurueckgestellt haben, um Umfragewerte zu bekommen, haben vielleicht kurzfristig fuer bessere Werte gesorgt (das ist aber diskutabel), langfristig aber Reputation zerstoert haben.

Vielfalt: Ja, wir brauchen Vielfalt. in Meinungen, nicht Attitueden. Aber der Versuch, die grosse Vielfalt unter einen Hut zu bekommen, hat auch einiges Zerstoert, man kann halt keine Partei in 2 jahren aufbauen, sondern sie muss sich im Kern entwickeln und dann erweitern. Aber auch diese Meinungen wurden ignoriert.

Was wir aktuell brauchen, ist einen Kreis von Leuten, die bekannt dafuer sind, einen kuehlen Kopf zu bewahren, eher ruhig sind, die sich formieren und eine Grundlage schaffen, um politisches Arbeiten jedem zu ermoeglichen, und damit meine ich nicht Zeitmangel, wie ihn viele haben; sondern ich meine damit dass die Diskussionskultur soweit verbessert wird, das nicht jeder scheiss gleich kommentiert wird, dass flamewars unten bleiben. Leute, die sich einfach nichts mehr zu sagen trauen, weil sie keine Lust mehr auf Randalierer haben. Einen Kreis, der Randalier konsequent ausschliesst. Der intern Verhaltensrichtlinien hat, die das Arbeiten vereinfachen oder auch ermöglichen. Der die Mitglieder vor Randalierern von aussen schuetzt. Ein Kreis, der sich in einem Kern bildet und sich dann langsam ausbreitet.

Ach, was red ich. Einfach wild rumlamentieren ist einfacher, wer will da schon Diskussionskultur....

Hollarius

schrieb am

In meiner Wahrnehmung verdrehst du die Tatsachen brutalst. Eine kleine laute Minderheit hat jahrelang gegen mit Mehrheit gefasste Programmpunkte agitiert, oft mit persönlichen Angriffen auf Befürworter (z.B. BGE und Ponader), was den letzten Vorstand dazu gebracht hat, keine auch nur irgendwie radikalen Forderungen im BTWahlkampf zu plakatieren oder zu promoten. Was zu einem katastrophalen Wahlergebnis führte. Man darf nicht vergessen, wir haben durch Berlin und deren Hype überhaupt erst Relevanz erlangt. Mit einer Betonung radikaler Forderungen wie BGE und Drogenprogramm - und das sind rein liberale Forderungen - hätten wir sicherlich mehr geschafft. Abgesehen von diesen Verdrehungen habe ich ein weiteres Problem mit diesem Text: Du fängst mit Beleidigungen und Herabsetzungen an. Damit bist du in der Demokratie leider schon von vornherein falsch.

philipp johannes

schrieb am

ich danke dir für deinen klaren text.

Chräcker Heller

schrieb am

Es ist "da draussen" (und da steh ich ja auch) nicht unbedingt der Umstand das irritierende, DAS sich bei Euch aus einander gesetzt wird, sondern der Stil und der Ton, der in netzafinen Kreisen nicht selten vorherrscht. Nicht nur untereinander, sondern auch nach aussen und den Auussenstehenden andersdenkenden gegenüber. Das war für mich immer der Hauptgrund, warum die Piraten von Anfang an nicht "meine" Partei waren und sicher, Verzeihung, auch nicht werden wird. - Also vollkommen am inhaltlichen vorbei gehend. Was freilich schade für manchen Inhalt ist.

Und ich gebe zu, da muß ich meinem Vorredner recht geben, Dein Einstiegssatz macht das nicht besser. Ich würde ja jetzt vorurteilsbelastet sagen, die 140 Zeichenkultur komprimiert rüden Ton noch stark, aber je nun, dieser Art von Umgang gab es schon zu Usenetzeiten.

Felidae Idioticus

schrieb am

Danke für den Text, ich muss erstmal darüber - das Angesprochene, nicht die exakten Worte - nachdenken.

Trotzik

schrieb am

Entscheidung ist eine Scheidung und die tut weh. (RL Zitat anno 2011). Und welche Seite nun die Gute und die Böse ist, darum geht es schon lange nicht mehr. Das was Astrid sagt: Ihr Piraten habt die Wahl, Ihr müsst euch nur ent-scheiden.

Fuu

schrieb am

Also jetzt mal ganz unter uns und weniger zum Inhalt als zu den Kommentaren die den Einstiegssatz als beleidigend oder zu harten Tobak betrachten: was darf man denn dann überhaupt noch sagen?

Es muss doch möglich sein, ein Meinungsbild abzugeben. Es wurde niemand beschimpft, keine Namen genannt, und es gibt sie, all die angesprochenen Menschengruppen da oben. Wenn wir das nicht mehr bei Namen nennen dürfen, DANN sind wir in der Demokratie definitiv falsch.

Ich kann zu den Interna nichts sagen und die Außenwirkung der Piraten der letzten Zeit ist hinlänglich begkannt. Was ich sagen kann ist: ein ehrlicher Post, der eben NICHT beleidigt, sondern eine Analyse ist, die schon in der Einleitung klarstellt, dass sie auch ein emotional geprägtes Bild abgiebt, denn sonst wäre sie nicht von vornherein als Rant betitelt worden.

Beides, Ehrlichkeit und Emotion, kann jede Partei gut gebrauchen.

Idahoe

schrieb am

Mal noch eine kleine Ergänzung zu diesem wundervollen Text:

Es ist ein großer Unterschied, ob ein Mensch einem Begriff einen Wert, eine Bedeutung oder einen Zustand zuweist.

Dringend benötigt für eine gelingende Kommunikation wird Verständnis. Hier steckt bereits der Begriff des Verstehens drin. Um einen anderen Menschen zu verstehen, muß sich ein Mensch in die Lage des anderen versetzen können. Das setzt empathische Fähigleiten voraus, die mit dem Begriff der Fähigkeit des Fühlens verbunden ist. Es ist ohne Gefühl für einen anderen Menschen nicht möglich, diesen wirklich zu verstehen. Verstand bedingt dem Gefühl. Menschen, die auf den eigenen Verstand weitestgehend verzichten, werden sehr leicht von ideologischem Gedankengut manipuliert. Die Bedeutung, die ein Mensch einem Begriff zuordnet, ist hochindividuell. Zuviele, gehen automatisch davon aus, daß der andere ebenso die gleiche Bedeutung zuweist. Das ist oftmals nicht der Fall, daher kann nur Klarheit über Begrifflichkeiten auch Verständigung ermöglichen. Aufklärung, Klärung und Klarheitist eine Grundvoraussetzung für ein vertauensvolles miteinander. Vertrauen ist kein QWert, sondern ein Gefühl. Ein Wert ist eine Emotion, eine Wertung ein rein emotionaler Vorgang. Fühlen hat mit dem Anderen, der Umwelt zu tun, eine Wertung betrifft nur das Individuum selbst. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig: Das Modell des homo oeconomicus ist ein rein emotionaler Vollpfosten und kein fühlender verständnisvoller Mensch. Der Mensch ist nur über die Emotionalität manipulierbar, nicht über die Ratio, also den fühlenden Verstand. Ökotherik und die Folgen der Degeneration des Menschen. Es gibt große Unterschiede in der Emotionalisierung eines Menschen: Einige werden aggressiv, andere depressiv, wieder andere stumpfen einfach nur ab...usw. Meist ist eine Sucht im Spiel, ein wichtiges Manipulationsmittel. Gier/Neid, Schuld/Unschuld, Recht/Unrecht, Gut/Böse, Wahr/Falsch, Null/Eins,...auf diesem Level angekommen, werden Menschen zu einem Spielball der eigenen Emotionen und der einfacher Fremdbestimmung. Aristotelische zweiWERTige (Un)Logik, die Simplifizierung des Lebens, wer nicht für den einen ist, wird dessen Feind. Das Denken in Gegensätzen. Es zählt nur noch das Urteil.

Problematisch ist, wenn noch Sprachwissenschaftler dazukommen, die Sprache nicht als Mittel der Verständigung, sondern als Zweck verwenden.

Ver_ANTWORT_ung steckt ein Begriff beinhaltet einiges an Erklärung, die jedem immer wieder bewußt werden sollte, denn Antwort kann nur ein Mensch selbst geben. Kein Mensch ist in der Lage für einen anderen Antwort zu geben. Die Verantwortung des Handelnden liegt nur bei diesem selbst. Somit auch sein Handeln gegenüber anderen.

Ein entscheidender Punkt ist der Begriff Freiheit und wie dieser betrachtet/gedeutet wird. Ist Freiheit für den Menschen ein WERT, also eine Emotion, oder ein Zustand (zwischen Menschen) und daher ein Gefühl? Das Soziale, zwischenmenschliches beruht auf Gefühlen, nicht auf großen Emotionen. Gefühle sind nicht quantifizierbar.

Die Gleichsetzung mit Möglichkeiten ist der Tod des Zustandes Freiheit. Isaiah Berlins positive und negative Freiheit beruht auf individueller WERTung. Dies kann nur scheitern. Statt von Meinungsfreiheit ist es sinnvoller von Meinugsmöglichkeiten zu reden, denn dogmatische ideologische Meinungen (im heutigen Sprachgebrauch) zerstören den Zustand Freiheit. Vertragsmöglichkeiten, denn Verträge schränken den Zustand Freiheit ein. Gerechtigkeit ist ebenso ein Zustand zwischen Menschen, wie Sicherheit. Freiheit, Gerechtigkeit und Sicherheit bedingen einander. Freiheit und Sicherheit ist nichts gegensächliches, denn nur der Zustand Freiheit, der den Zustand Gerechtigkeit voraussetzt, kann überhaupt zum Zustand Sicherheit zwischen führen. Die Verwechslung beginnt mit der begrifflichen Gleichsetzung von Sicherheit mit Schutz. Schutz benötigt ein Mensch jedoch wenn es NICHT sicher ist. Sicherheitsbehörden genauer SCHUTZbehörden sind niemals in der lage für Sicherheit zu sorgen, das kann nur der verständige mitfühlende Mensch. Das ist die Aufgabe, die den Sinn der Piratenpartei ausmachen könnte und keine emotionale WERTEdebatte.

  1. Ziel und Zweck der Piratenpartei.
  2. Mittel der Umsetzung definieren (Gewalt ist KEIN Argument, sondern ein Hinweis, daß diese ausgegangen sind)
  3. das Handeln der Individuen aurichten (miteinander und jeder für sich)

Idahoe

schrieb am

@ich Vielfalt war, ist und wird niemals ein Problem. Der Mangel an Einsicht, die Aufschüttung ideologischer Gräben ist im Widerspruch zu einer offenen Gesellschaft. Diese setzt Rücksicht, Umsicht, Weitsicht voraus, die mit dem Mittel Aufklärung, Erklärung, Klarheit schaffen, erreichbar ist.

@Hollarius Es geht doch nicht um Radikalität...nur wann wurde ernsthaft über die Folgen eines BGE debattiert? Garniemalsgarnienicht? Ich habe bis heute keine Befürworter getroffen, die ernsthaft eine Auseinandersetzung wollten, denn sie sehen sich bereicts im Besitz der einzig wahren Wahrheit.Nein, ich habe argumentiert und nicht über Finanzierung, sondern über zwischenmenschliche Folgen, die komplett ausgeblendet werden. Das BGE reduziert Menschen auf Geld, auf WERTE, auf EMOTIONEN. Für verständnisvolle Menschen hat Geld keine Bedeutung.

Enavigo

schrieb am

Leider wie so viele Kommentare und Blogs in den letzten Wochen sehr vieles richtig, aber auch am Thema vorbei – Auch du machst nichts anderes als „Räume“ erstellen in die du Piraten auf Grund ihrer „Richtung“ einordnest.

Wer sind denn bei dir „die Lauten“ ? Die die provozieren oder die die provoziert haben ? Wer sind denn „die Leisen“ die zu lange geschwiegen haben ? Die die sich haben provozieren lassen, oder die die doch nur einfach Ihre Einstellung kundtun wollen ? Fehlt mir eine klare Aussage zu.

Dein Zitat ... „Wir, die Piraten, haben die Wahl. Ich weiß, was ich will und ich hoffe sehr, dass ihr alle das auch wisst. „ … ist genau so richtig wie falsch. Natürlich wird jeder für sich behaupten den richtigen Weg zu kennen, also, was ändert sich ?

Und weiterhin werden „die gemäßigten“ sagen: „Warum lasst ihr euch provozieren, anstatt den Provozieren die gelbe und dann die rote Karte zu zeigen.“ Gib doch einfach mal Namen oder Richtungen, wer provoziert hat, und wer sich hat provozieren lassen … Und sage wer für (d)eine Gemeinschaft auf Dauer der produktivere sein wird. Muss man sich natürlich für positionieren ... (so schwer es einem fällt)

Idahoe

schrieb am

@Envagio Ich habe für den Text eine andere Lesart. Namen sind Schall und Rauch. Es geht nicht um den Menschen, sondern um Ideologien. Die Lauten sind Leute, die diese propagieren. Die Leisen können durchaus auch eine Ideologie haben. Es geht nicht darum einen Menschen auszugrenzen, sondern NUR eine erkannte Ideologie. Die Vermengung des Menschen, mit seinem Glauben, ist nur eine andere Ideologie... Produktivität liegt im Auge des WERTenden Betrachters, denn aus Aktionismus ergibt sich erst mal gar nichts. Wer nun den Ausschluß der Lauten fordert, macht eben nichts anderes als die Lauten. Es ist auch wiederum nur Gut-und-Böse-Denken. Als Effekt ändert sich dann genau gar nichts. Einfach mal Einsteins Definition des Wahnsinns ansehen, den mit den selben Mitteln und andere Ergebnisse erwarten...

Lothar Lammfromm

schrieb am

Inzwischen bin ich so weit, Kommentare von Hollarius am "Stil" zu erkennen, weit bevor mir sein Name ins Gesicht fällt.

Zur Sache:

Ich glaube, es wird der Piratenpartei sehr nützen, wenn sie sich auf dem Wege einer programmatischen Weiterentwicklung gegenüber Extremisten abgrenzt.Dann wird es z.B. dem bekannt sehr brüll- und meinungsstarken linksautoritären Flügel der Partei schwerer fallen, sein Programm: die Linksradikalisierung der Piratenpartei fortzusetzen.

Ich sehe das sehr pragmatisch: Wenn die schlimmsten Politbrüllaffen (pardon...) aus Protest austreten, weil sich die Piraten beim nächsten Parteitag SEHR EINDEUTIG gegen antideutsche Ideologie und für die FDGO aussprechen, dann ist das ein absoluter Gewinn. Auch, was den gegenseitigen Umgang betrifft.

Das wird vieles einfacher machen. Sehr vieles sogar.

Vacuum

schrieb am

Danke Esmeralda/Frau Semm -> +1 & #FullACK. Schmeißen wir die kleinen Grüppchen einfach raus und back to Work...

Klaus

schrieb am

Zu spät. Inzwischen haben deren einstige(!) Wähler erkannt, dass Piraten eben doch nur Piraten (also Verbrecher) sind. Ich wähl' sie nie wieder. Bedankt Euch bei Schramm, Ponader, Helm, Femi- und anderen Isten und einigen schlicht unreifen jungen Leuten mit großer Klappe.

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