Bewertung, Beurteilung - Verurteilung?
veröffentlicht von Esmeralda, 3 Kommentare
Ich lese ja immer wieder gern Heises Neueste Nachrichten, weil das der Bildung förderlich ist (jedenfalls finde ich das). Und dort las ich gestern schon die erfreuliche Kunde, dass das Landgericht Duisburg die Klage einer Lehrerin abgewiesen hat, die sich durch die im Internet veröffentlichte Benotung ihrer Person und ihres Unterrichts in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt sah. Weil sie nämlich anfangs nur auf 4,3 kam.
Selbstverständlich handelt es sich hier um eine von Heises berühmten Freitagsmeldungen, was nicht mehr und nicht weniger zu bedeuten hat, als dass ein fröhlicher Flamewar im Leserforum die Folge war. Ich hatte gerade nichts besseres zu tun, und so habe ich mir mal einen Querschnitt aus Meinungsäußerungen und solchen, die das gerne noch werden möchten, angetan und bin dabei doch sehr ins Nachdenken geraten.
Jeder Mensch verfolgt ja seine Ziele - Lehrer auch. Die einen wollen 'ne Big Band, die anderen wollen exzellenten Unterricht machen, die nächsten wollen andere Menschen für ein Thema begeistern, das sie selbst so sehr fasziniert hat, dass sie sich ein Studium angetan haben, dann gibt's auch noch welche, denen es einfach Freude macht, junge Menschen wachsen zu sehen und manche wollen einfach nur ihre Ruhe haben und der Pension möglichst ohne größere Zwischenfälle entgegendriften. Mischformen gibt's reichlich.
Was, zum Geier, ist es, das Lehrer dazu bringt, Klage zu erheben, weil diejenigen, die ihnen Arbeit verschaffen, ja, die ihre berufliche Daseinsberechtigung ausmachen, die Gelegenheit nutzen, Kritik anzubringen, ohne dass ihnen deshalb Nachteile drohen? Warum kann man als Lehrer ein solches Portal nicht für sich nutzen? Das ist doch wahrhaft DIE Chance schlechthin! Ein besseres Instrument zur Ergebniskontrolle kann man sich ja wohl wirklich nicht wünschen - oder meint hier wirklich irgendjemand, dass das Gros der Schüler einem Lehrer wirklich ins Gesicht sagen würde, dass sein Unterricht zwar von Begeisterung getragen, aber leider zu Tode langweilig ist?
Warum sollte man als (engagierter) Lehrer also nicht hingehen und genau diese Bewertungen mit seinen Schülern besprechen? Letztlich ist das Schulleben doch für alle Beteiligten wesentlich schöner, wenn man Freude an dem hat, was man tut. Schüler sind, das sei den Lehrern an dieser Stelle mal gesagt, gar nicht so üble Monster, wie man das gemeinhin annehmen könnte. Und sie sind einer deutlich höheren Objektivität fähig, als viele Lehrer (und auch Eltern) meinen. Wenn jemand schon Lehrer ist und täglich nichts anderes tut als Wissen zu vermitteln - warum sollte er sich nicht zusammen mit denen, denen er das Wissen vermitteln soll, konstruktiv darüber auseinandersetzen, wie das am leichtesten zu machen ist? Warum meint ganz Deutschland immer noch, dass Lernen keinen Spaß machen darf, wenn man dabei etwas lernen will? Und das obwohl Heerscharen von Pädagogen und Psychologen permanent predigen, dass der Mensch für's Verrecken nichts lernt, wenn er keine Freude daran hat?
Lehrer, lasst es euch gesagt sein: Stürzt euch auf spickmich.de! Nehmt diese Chance um Himmels willen wahr! Lernt, die Schule mit den Augen euerer Schüler zu betrachten und lernt mit eueren Schülern zusammen das Unterrichten neu! Es verlangt ja niemand, dass ihr euch verbiegt, dass ihr um des Coolness-Faktors willen Dinge tut, die euch nicht liegen. Aber im Rahmen der eigenen Möglichkeiten kann man immer noch ein bißchen mehr herausholen, ein Stückchen besser werden - und gerade an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann man selbst so unglaublich viel dazulernen. Und das macht so viel Spaß! Ich bitte euch: Versucht es wenigstens!
Kommentare
Stonie
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Siechfred
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