Heimatgesänge

veröffentlicht von Esmeralda, 2 Kommentare
Deutschland, deine Hymne - und warum ich sie mag, auch wenn sie uns manchmal Probleme bereitet.

Ich habe heute ein Blog gefunden, das mir wahrhaft viel Freude macht: Das Cleeseblog. Wer so steinalt ist wie ich, wird wissen, wer John Cleese ist, und wer die Arbeit dieses Mannes zu schätzen weiss, der wird vermutlich auch verstehen, warum ich einfach begeistert darüber bin, dass er bloggt. [1]

Der Artikel Swiss Sense of Humor hat mir das eine oder andere schräge Grinsen entlockt, zumal ich ja zu den Zeiten, da ich die Ehre hatte, an einer internationalen Hotline auch Kunden aus der Schweiz zu betreuen, die technische Probleme hatten[2], meine helle Freude mit unseren geographischen Nachbarn hatte. Das schrägste Ding, das in diesem Artikel zu finden war, ist eine Episode, die sich wohl während der Fußballeuropameisterschaft zugetragen haben muß, während der die Schweizer sich, wie dort zu lesen steht, als exzellente Gastgeber erwiesen haben müssen und das trotz wirklich gottserbärmlicher Wetterbedingungen, Gewittern und Stromausfällen. Da scheint es doch tatsächlich der SRG passiert zu sein, zur deutschen Nationalhymne (zum besseren Mitsingen?) den Text der ersten Strophe des Deutschlandliedes als Untertitel mitzuliefern. Peinlich, peinlich - aber sowas kommt ja schon mal vor im Gedränge. Man scheint sich schwer geschämt und hochroten Gesichts entschuldigt zu haben. Nachdem ich davon nichts mitbekommen habe, könnte es sogar sein, dass diese Welle gar nicht bis nach Deutschland geschwappt ist, denn mir entgeht bekanntlich wenig. Sollte jetzt jemand geneigt sein, sich zu echauffieren: Ist nicht nötig. Die Welt dreht sich ja offensichtlich immer noch nach Osten, auch wenn man das nicht für möglich halten sollte.

Ein nachdenklicher Mensch[3] könnte jetzt natürlich anfangen, darüber zu philosophieren, warum, zum Kuckuck die Deutschen die dritte Strophe eines Liedes, dessen erste und zweite Strophe im heutigen Kontext eigentlich mehr Kata-Strophen sind, zu ihrer Nationalhymne erküren. Warum müssen es nun ausgerechnet die Deutschen immer so kompliziert haben? Da sind Mißverständnisse und notfalls auch diplomatische Zwischenfälle ja geradezu vorprogrammiert.

Andererseits war mir diese kleine Anekdote Anlaß genug, mal wieder hinter dem Deutschlandlied herzugooglen, wobei ich (wen wundert's?) nicht nur auf den dazugehörigen deutschsprachigen, sondern auch auf den englischsprachigen Wikipedia-Artikel gestoßen bin und während ich mir das alles so durchlas, konnte ich langsam, aber sicher verstehen, warum nun gerade dieses Lied, auch wenn die erste Strophe sich in Grenzen bewegt, die nun wahrhaft der Vergangenheit angehören und die zweite jeder rechtschaffenen Feministin sämtliche[4] Haare zu Berge stehen lassen. Wenn man dieses Lied nämlich in dem Kontext sieht, in dem es damals geschrieben wurde, dann sind die Sehnsüchte, die August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und seine Zeitgenossen bewegt haben, wohl denen relativ ähnlich gewesen, die die Deutschen nach dem 2. Weltkrieg bewegt haben: Kein Streit mehr, kein Gezänk, kein Krieg mehr, keine Bomben, Ruhe, Frieden, Einheit und Einigkeit. Oh ja, bitte! Und vielleicht auch wieder ein wenig Freude am Leben.

Vor diesem Hintergrund kann ich verstehen, warum der damalige Bundespräsident und der damalige Bundeskanzler gerade die dritte Strophe gerade dieses Liedes zunächst mal sozusagen "statt" der Nationalhymne ausgewählt haben.

Ich persönlich finde unsere Nationalhymne (inzwischen ist sie's ja wirklich) sehr schön und singe sie gern und auch aus vollem Halse. Da ist vieles drin, was ich meinen Landsleuten und auch mir selbst von ganzem Herzen wünsche - und gerade heute laufen wir ja mal wieder Gefahr, unsere Freiheit der "Sicherheit" zu opfern, womit wieder Unrecht und Uneinigkeit die zu erwartenden Konsequenzen sind. Vielleicht sollten wir uns alle mal wieder einen Moment Zeit nehmen und eine Reise in die Vergangenheit unternehmen, damit uns präsent ist, was wir für unsere Zukunft nicht wollen und wir damit nicht so leicht zu überrumpeln sind.

[1]Und ich will stark hoffen, dass er selbst bloggt. Es liest sich jedenfalls so.
[2]Ooodr!?
[3]Wie zum Beispiel Wayne, den das alles garantiert brennend interessiert
[4]Und das meine ich so!

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