Also jetzt mal ehrlich....

veröffentlicht von Esmeralda
Berühmte Gourmet- und Fernsehköche werben - und foodwatch sieht zu. Nur bei Sarah Wiener nicht.

Soeben lese ich auf foodwatch, dass Sarah Wiener verwerflicherweise der deutschen Bahn hilft, Gourmet-Fertiggerichte an den Mann, die Frau oder das Kind zu bringen. Foodwatch moniert dabei, dass das angebliche Gourmet-Essen nichts als ein Fertigprodukt sei, das mit Spitzenküche nicht viel und mit Sarah Wieners Berufsethos gar nichts zu tun habe.

Weiter schreibt foodwatch (und jetzt zitiere ich wörtlich, weil es mich wirklich umgehauen hat):

"Der Gast kann nicht erkennen, ob in der Küche frisch gekocht oder ein fertige Convenience-Produkte nur noch aufgewärmt werden,[...]"[1]

Nur mal so als Frage an die foodwatch-Redakteure: Denken Sie wirklich, es gäbe irgendjemanden in diesem Land, der denkt, dass in Zugrestaurants irgendwelche Gerichte frisch zubereitet werden? Meinen Sie etwa, die deutsche Öffentlichkeit dächte, dass Sarah Wiener persönlich in der Bordrestaurant-Küche stünde und im Suppentöpfchen rührte?

So gut ich es finde, dass es foodwatch gibt, so froh ich bin, dass es Leute gibt, die schwer darauf achten, dass wir nicht auf Unsinn reinfallen, nur weil er uns tagtäglich unter der Bewußtseinsschwelle durchgeschoben wird (siehe Der goldene Windbeutel), so sehr ärgert mich das hier jetzt.

Und mich ärgert nicht die Tatsache, dass Sarah Wiener hier bloßgestellt wird - es ärgert mich gar gottsjämmerlich, für wie dämlich der deutsche Verbraucher an sich gehalten wird. Jeder Depp weiß, dass in Zügen nur mikrowellengewärmtes serviert wird, und genauso wissen wir alle, dass das Essen, das im Zug serviert wird, meistens völlig versalzen und viel zu teuer ist. Wer's ißt, obwohl er das weiß, wird seine Gründe haben (meistens handelt es sich um eine allseits bekannte selbstdisziplinarische Schwäche namens "Hunger"). Aber jetzt so zu tun, als ob Sarah Wiener uns mit Unterstützung der Bahn betrügen könnte, das halte ich schon für einigermaßen unverschämt.

Der Vollständigkeit halber sei übrigens noch dazugesagt, dass einige genauso bekannte Kollegen von Frau Wiener ebenfalls Werbung machen (und der Natriumglutamatgehalt der angepriesenen Speisen wird davon ebenfalls nicht geringer). Auf die Schnelle gefunden habe ich:

Und wir haben auch schon Barbara Rudnik ebenso für becel werben sehen wie Dieter Bohlen (ok, der ist jetzt nicht ganz so glaubwürdig, aber immerhin); wir haben schon völlig Unbekannte davon erzählen hören, dass sie sich so "aufgebläht" fühlen, und den Rat der Freundin vernommen, sie möge doch einmal einen bestimmten Joghurt probieren, dann würde alles gut. Natürlich suchen sich Deutschlands Bedarfswecker auch bekannte Menschen, die der Nation erzählen, dass man Meisterkoch sein könne, ohne dass man Ahnung hätte (oder hinterher die Küche saubermachen müßte). Und natürlich ist es eine arge Heuchelei, wenn dieselben Leute, die in der Küchenschlacht die Verwendung von Fertigprodukten verteufeln (und wenn's nur gekörnte Brühe ist) dann hingehen und für eben dieses "Teufelswerk" Werbung machen. Tagtäglich wird auf höchst aggressive Weise versucht, Einfluß auf unser Konsumverhalten zu nehmen. Wir wissen das. Und ich möchte bitte, dass auch foodwatch zumindest dieses Wissen voraussetzt und uns nicht für völlig verblödet hält. Bitte!

[1]Den Grammatikfehler habe ich gelassen, weil's ein Zitat ist.

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