Auf Ehre und Gewissen

veröffentlicht von Esmeralda, 3 Kommentare
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Mit diesem Artikel habe ich recht lange gewartet und ich habe mich auch lange nicht wirklich zu der Angelegenheit an sich geäußert. Das liegt daran, dass unsere Medienvertreter eine starke Neigung entwickelt haben, sich hysterisch auf alles zu stürzen, was irgendwie auch nur ansatzweise nach Skandal riechen könnte. Skandalös, muss ich sagen, finde ich die Angelegenheit an sich immer noch nicht - eher traurig. Was aber skandalös ist, ist das Licht, in dem der Charakter unseres Verteidigungsministers daraufhin erscheint. Und deshalb schreibe ich ihm nun doch, was ich denke.

Lieber Herr Freiherr von und zu Guttenberg,

nun ist es raus, und zwar aus Ihrem berufenen Munde: Ihre Doktorarbeit ist offensichtlich keinen Schuss Pulver wert. Anderenfalls hätten Sie ja der Prüfung durch die Universität Bayreuth gelassen entgegengesehen und keinesfalls von sich aus darum gebeten, dass man den Titel zurücknehme (Sie hätten übrigens um Aberkennung bitten müssen). Im Grunde genommen ist es mir wirklich egal, ob Sie jetzt Dr. iur. sind oder ob Sie Ihr Studium nach dem 1. Staatsexamen beendet haben, weil Sie keinen Wert auf eine Karriere als Anwalt gelegt haben. Im Grunde genommen wäre nur eins wichtig: Dass Sie ihren Job gut machen. Und daran habe ich inzwischen meine Zweifel.

Als Uwe Barschel damals sein Ehrenwort gab, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe haltlos seien, hat er gelogen und die Quittung hat die CDU damals in einer wirklich schallenden Ohrfeige durch die Wähler erhalten. Der Mann hatte die Vertrauenswürdigkeit der gesamten Partei verspielt.

Als Gerhard Schröder antrat, Kanzler zu werden, habe ich gesagt, dass dieser Mensch jenseits jeglicher Diskussion steht, weil er nicht in der Lage ist, ein gegebenes Versprechen zu halten. Seine dritte Ehefrau hatte sich damals von ihm getrennt - was mich auch nicht wirklich interessiert hätte, wenn die Umstände nicht ein bezeichnendes Licht auf seinen Charakter geworfen hätten: Der Mann hatte seine Ehefrau nicht nur betrogen, nein, er hatte das auch in aller Öffentlichkeit getan, als ob die Zusage, die er bei der Eheschließung gegeben hatte, nicht existiere. Wenn ein Mensch eine so private, persönliche Zusage nicht einhält, wie soll er dann Zusagen gegenüber einer anonymen Masse von 80 Millionen Menschen einhalten? Nun, wir haben ja gesehen, was daraus geworden ist und ich fühle mich hier wirklich bestätigt.

Was jetzt Sie anbelangt, lieber Herr Freiherr von und zu Guttenberg: Sie haben der Universität Bayreuth ihr Ehrenwort gegeben, richtig? Sie haben auf Ehre und Gewissen versprochen, bei dieser Doktorarbeit nicht geschummelt zu haben und Sie hätten nie erwartet, dass irgendjemand noch einmal danach fragt. Nun haben Leute gefragt - ich hinterfrage jetzt mal nicht den Anlass - und Sie haben gelogen. Für die Aussagen, die Sie bezüglich dieser Doktorarbeit getätigt haben, gibt es nur zwei Erklärungen:

  1. Sie haben die Arbeit schreiben lassen und wussten von daher nicht, wieviele nicht referenzierte Zitate sie enthielt
  2. Sie haben die Arbeit selbst geschrieben, wussten sehr wohl, welche Schwächen sie aufweist und dachten, dass Sie das schon mit der Universität Bayreuth regeln würden

Das eine ist so charmant wie das andere, beides läuft darauf hinaus, dass sie uns faustdicke Lügen erzählt haben, die dazu gedacht waren, Ihren Ruf zu schützen.

Verraten Sie mir bitte, wie ich einem Minister weiterhin mein Vertrauen schenken soll, der auf diese Weise auf seinen Ruf bedacht ist. Wenn Sie schon wegen dieser Doktorarbeit lügen, die, wie ja auch Frau Merkel sagt, für die Ausübung Ihres Amtes in keiner Weise relevant ist, was werden Sie mir und allen anderen Bürgern dieses Landes erzählen, wenn es darum geht, dass Sie dieses Amt behalten? Was können wir Ihnen eigentlich noch glauben?

Ich finde, Sie sollten tatsächlich nicht nur zurücktreten, sondern auch Ihr Bundestagsmandat zurückgeben und sich vollständig aus der Politik zurückziehen. Sie haben unter Beweis gestellt, dass Sie nicht die charakterliche Eignung besitzen, mit einer derart verantwortungsvollen Tätigkeit betraut zu werden.

Was ich wirklich bedauere, ist, dass auf diese Weise einige gute Ansätze sehr wahrscheinlich nicht weiterverfolgt werden. Das war, denke ich, auch der Sinn der Übung: Sie sollten davon abgehalten werden, dieses Amt weiter auszuführen. Hätten Sie schlicht gesagt, dass diese Doktorarbeit einfach fertigwerden musste und Sie sich deshalb entsprechend beholfen haben - ich vermute, die deutsche Öffentlichkeit hätte ihnen das nachgesehen. Aber platt zu lügen: Das verzeiht dieses Land nicht.

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