Amtliche Indiskretionen

veröffentlicht von Esmeralda, 6 Kommentare
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Meine Scheidung ist auf dem Weg und ich lerne Neues über amtliche Datenverknüpfung.

Mein Mann hat nun also die Scheidung eingereicht. Das Amtsgericht hat ein Aktenzeichen vergeben und mir ein paar Unterlagen geschickt - Formulare zum Ausfüllen wegen des Versorgungsausgleichs und einen Schrieb, in dem steht, wie es ungefähr weitergeht. Das ist gut so, die Scheidung ist ein sowohl von meinem Mann als auch von mir sehr erwünschter amtlicher Vorgang, und also habe ich die Formulare ausgefüllt, meine Stellungnahme dazugelegt und das alles abgeschickt, auf dass die Scheidung werde.

Heute nun hatte ich Post von der Stadtverwaltung im Kasten, was mich wunderte - normalerweise will die Stadtverwaltung eigentlich nur etwas von mir, wenn ich irgendwie wählen soll. Nach dem Öffnen des Briefes habe ich nicht schlecht gestaunt: Er kam vom städtischen Jugendamt, mit dem Betreff "Beratungsangebot"; ich zitiere:

aufgrund gesetzlicher Bestiummungen wurde ich als zuständige Sozialarbeiterin des Stadtjugendamtes Erlangen durch das Familiengericht über den dort gestellten Scheidungsantrag informiert. [...]

Im weiteren verlauf des Briefes wird mir dann Beratung angeboten, wie ich möglichst günstige Entwicklungsbedingungen für meinen noch minderjährigen Sohn schaffen könne.

So sehr ich das Angebot des Jugendamtes begrüße, so sehr stört mich die Indiskretion von Amts wegen. Ich finde es unmöglich, dass ein Gericht, bei dem eine rechtliche Klärung läuft, einfach mal so einer Behörde darüber Meldung macht - oder aufgrund gesetzlicher Bestimmungen machen muss.

Dieses Beratungsangebot hätte man doch wohl wahrhaftig auch zusammen mit den Formularen zusenden können, oder? Im Sinne von "dem Antrag ist zu entnehmen, dass Sie die gemeinsame elterliche Sorge für das minderjährige Kind weiterhin haben werden. Um Ihrem Kind möglichst günstige Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen, bietet Ihnen das Stadtjugendamt eine entsprechende Beratung an. Falls Sie diese in Anspruch nehmen möchten, setzen Sie sich bitte mit .... in Verbindung."

Ob ich dieses Angebot in Anspruch nehme, ist ja so oder so mir überlassen. Warum muss dann bitte das Jugendamt darüber informiert werden, dass eine Scheidung auf dem Weg ist? Wo bleibt denn da bitte der Datenschutz? Oder bin ich nur mehr oder weniger hysterisch und sollte mich besser nicht aufregen?

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