Schwank aus meinem Alltag

veröffentlicht von Esmeralda, geändert am , 1 Kommentar
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Ich bin ja nun doch seit gut drei Jahren geschieden; nachdem der Exmann das Auto mitnehmen durfte und noch in der Nähe wohnt, kommt er samstags und hilft beim Einkauf, damit wir die großen Sachen nicht per Bus transportieren müssen. Manchmal kann ich aber samstags nicht, dann muss der Sohn den Einkaufszettel machen und das führt manchmal zu überraschenden Ergebnissen.

Am Samstag war es mal wieder so weit: Ich war tagsüber nicht zuhause und also habe ich Geld auf den Wohnzimmertisch gelegt und meinem (noch schlafenden) Sohn gesagt, er möge bitte einen Einkaufszettel machen, Papa käme nachher und machte den Einkauf mit ihm. Aus dem Bett kam ein Gebrummel, das sich in etwa wie "Ja, ist gut" anhörte und ich machte mich also auf den Weg zu meinem Volkshochschulkurs, auf dass mein Hirn mal neuen Input bekomme.

Spätnachmittags kam ich belehrt und glücklich zuhause an und stellte fest, dass der Einkauf fünfzig Euro weniger gekostet hatte als gedacht, denn dieses Geld lag auf dem Tisch. Mir schwante Schreckliches - zurecht, wie ein Blick in den Kühlschrank bestätigte. So stand ich am Sonntag da und hatte für das frugale Sonntagsmahl noch Kidneybohnen, Mais, Dosentomaten, Nudeln und Sojafleischersatz zur Verfügung.

Zwei Stunden Nachdenkens später dachte ich mir, ich könnte es ja mal mit dem Sojafleischersatz, den ich schon etwas länger im Schrank hatte (etwas viel länger!), versuchen. Flugs habe ich also die 150 Gramm bröseliges Zeugs in Fertigfleischbrühe eingeweicht und dem Sohn Bescheid gesagt, denn ich machte mir keine Illusionen, dass der holde Knabe merken würde, dass es sich bei diesem "Geschnetzelten" noch nicht mal um Hühnerfleisch handeln könne. Er meinte, man könne es ja mal versuchen.

Nach der halben Stunde Einweichzeit habe ich das "Fleisch" also erst einmal abgegossen und abtropfen lassen, Olivenöl in einem Topf erhitzt, die Sojafetzen darin angebraten, Dosentomate zugegeben, mit reichlich Paprika, Cayennepfeffer und Majoran gewürzt (Knoblauch darf ich nicht, das isst das Kind nicht, aber das hätte es jetzt auch nicht rausgerissen) und ein bisschen durchkochen lassen. Zum guten Schluß noch je eine Dose Kidneybohnen und Mais, fertig war das Chili con Sojafetzen.

Der Sohn nahm sich einen Teller voll und aß auch in der Tat gut zwei Drittel. Danach meinte er: "Mama, das nächste Mal machen wir das einfach ohne Fleisch. Das schmeckt einfach... gar nicht gut."

Er hatte ja recht. Wirklich. Nachdem aber noch einiges übrig war, habe ich dann heute abend diesen Rest mit Camembert überbacken und mir zum Abendessen einverleibt. Ich habe noch nie erlebt, dass irgendein Lebensmittel den Geschmack von Camembert derart gründlich absorbieren kann.

Fazit: Diese Woche gibt's Nudeln, hauptsächlich mit Tomatensoße. Und für Samstag schreibe ich jetzt schon einmal einen Einkaufszettel, wer weiß, was sonst passiert!

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