Tag der blauen Mützen
veröffentlicht von Esmeralda, geändert am
Barrierefreiheit: Alle wollen sie, bis sie merken, dass das tatsächlich Anstrengung kostet. Dabei ist die Hauptanstrengung das Ausbrechen aus den eigenen Denkgewohnheiten, was eigentlich die Gehirnwindungen geschmeidig hält und den Blick offen. Nachdem der Mensch aber ein Gewohnheitstier ist, gestaltet sich das manchmal schwierig.
Deswegen und weil ich leider keine blaue Mütze habe, schreibe ich heute einige Grundsätzlichkeiten auf, die das Beachten von Barrierefreiheit im Online-Redaktionsalltag ein wenig leichter machen:
Damit sich alle ein Bild machen können
Menschen, die mit einem Monitor nichts anfangen können, weil sie nichts sehen, nutzen üblicherweise Screenreader und Braillezeilen, um die Inhalte der Webseiten aufnehmen zu können. Um ihnen die Nutzung zu erleichtern, achtet man am Besten darauf, dass alle Überschriften auch als solche im HTML Ihrer Seiten gekennzeichnet sind; im WYSIWYG-Editor gibt es dafür sehr oft ein Dropdown-Feld. Für die, die am Monitor Texte querlesen, macht es natürlich keinen Unterschied, ob für die Überschrift der Text einfach etwas größer und fett gesetzt ist - sie können das sehen und so anhand des etwas größeren, fetten Texts die einzelnen Abschnitte einordnen.
Blinde Menschen sind aber darauf angewiesen, dass ihre Wiedergabegeräte die Überschriften erkennen können. Einfach nur größer und fett wird als Teil des Texts wahrgenommen. Das führt dazu, dass man sich eventuell durch einen Wust an unnützem Text quälen muss und nicht bequem von Überschrift zu Überschrift springen kann.
Wenn der Text mit Fotos oder Grafiken illustriert wird, dann sollte das Bild über einen Alternativtext beschrieben werden. Sind Abbildungen für das Verstehen des Inhalts essenziell, dann dürfen diese durchaus ausführlicher und detaillierter ausfallen, z.B. bei Diagrammen. Warum nicht in einem Fließtext zumindest die wichtigsten Daten eines Diagramms präsentieren?
Damit sehbehinderte Menschen Texte gut lesen können sind ausreichende Kontraste wichtig. Aber nicht nur sehbehinderte Menschen profitieren davon. Jeder kann von stärkeren Kontrasten profitieren, beispielsweise bei ungünstigen Lichtverhältnissen.
Videos sollten ebenfalls eine Beschreibung des Inhalts, die die Audiospur ergänzt, dazubekommen. Für Gehörlose ist eine Untertitelung hilfreich; eine Übersetzung in Gebärdensprache ist natürlich wunderbar - das kann aber wahrlich nicht jeder Anbieter leisten. Je wichtiger der allgemeine Transport der Inhalte ist, desto sorgfältiger sollte man hier arbeiten. Die schönste Werbung nützt nichts, wenn sie unverständlich ist.
Damit alle gut durchkommen
Menschen mit motorischen Einschränkungen haben es oft schwer, mit einer Maus zu hantieren; auch Tastaturen können hier Hindernisse darstellen, auch wenn es sehr viele gibt, die auf solche Einschränkungen Rücksicht nehmen. Deswegen sollte darauf geachtet werden, dass das Ansteuern von Links und Bedienelementen auch mit der Tabulatortaste möglich ist. Dazu sollte die Hervorhebung anklickbarer Elemente nicht unterdrücket werden, denn diese zeigt dem mauslosen Nutzer, an welcher Stelle er sich gerade mit der Tabulatortaste befindet.
Insgesamt: Barrierefreies Design ist genauso einfach oder schwierig wie ein Design, das nicht auf Barrierefreiheit achtet. Man muss vielleicht ein wenig umdenken und einiges schlicht anders lösen, als Sie es bisher taten.
Nichtsdestoweniger lohnt es sich, zu lernen, wie man von vornherein an alle denkt. Je mehr Übung man hat, desto weniger nimmt man überhaupt wahr, dass man barrierefrei arbeitet. Barrierefreiheit ist ein Webstandard und meint: One web for all. Dies ist die vielleicht wichtigste Botschaft des Blue Beanie Day.
Probieren Sie's aus - es macht Spaß, nützt Ihren Besuchern und ist gleichzeitig ein wenig Gehirnjogging.
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