Der Piratenpartei zum Weltfrauentag ins Stammbuch geschrieben

veröffentlicht von Esmeralda, geändert am , 6 Kommentare
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Heute ist Weltfrauentag; eine gute Gelegenheit, meiner eigenen Partei das ein oder andere ins Stammbuch zu schreiben.

Heute vor einer Woche war Aschermittwoch. Traditionell versammeln sich an diesem Tag die Mitglieder der Parteien, um Reden zu schwingen und dem politischen Gegner so richtig einen mitzugeben. Das ist oft überzogen und meistens ganz lustig für die Anwesenden. Die Piratenpartei hat ihren Piratigen Aschermittwoch dieses Mal in Straubing veranstaltet und zu unserer großen Freude war tatsächlich auch Presse anwesend, die fleißig dokumentiert hat.

Von den neun Rednern waren vier Frauen: Nicole Britz, ehemalige Landesvorsitzende, mit einer U-Bahnfahrt durch die politische Landschaft Bayerns, Katharina Grassler, Bundestagskandidatin der bayerischen Piraten mit Listenplatz drei, mit einem Bericht über wirklich unerhörte Vorgänge in ihrer Heimatstadt Regensburg, Lea Laux, Landtagskandidaten der saarländischen Piraten und inzwischen auch Spitzenkandidatin für den Bundestag, mit einem Bericht über die Politik im Saarland und ich selbst, Astrid Semm, politische Geschäftsführerin im Landesverband Bayern der Piratenpartei, mit Kritik an der Familienpolitik und ein paar Hieben in Richtung CSU.

Der sehr ausführliche Bericht im Straubinger Tagblatt (auf Twitter gibt es ein Foto von der Printausgabe) ging bedauerlicherweise nur auf vier der männlichen Redner ein - erstaunlich genug, in Anbetracht der Tatsache, dass auch die Damen, die Reden hielten, durchaus keine unbekannten Größen innerhalb der Partei sind. Bei mir überwog an der Stelle aber die Freude darüber, dass die Piraten endlich mal wieder in einem ausführlichen Artikel Erwähnung fanden.

Was mich aber wirklich erstaunt hat, war die Pressemeldung der Piratenpartei. Geschrieben wird hier über drei der vier im Straubinger Tagblatt genannten Redner, garniert mit einem recht langen Zitat von Patrick Schiffer, der aus beruflichen Gründen gar nicht anwesend sein konnte. Erwähnung zumindest der Kandidatinnen? Fehlanzeige.

Das Presseteam der Piratenpartei ist selbstverständlich frei, zu tun, was es für richtig hält. Nichtsdestotrotz stehen gerade die Piraten für Gleichbehandlung aller Menschen. Ich habe den Bundesvorstand auch zu dem Thema angeschrieben. Antwort habe ich bis heute keine bekommen.

Ganz ehrlich: Ich bin sehr dafür, dass jeder Mensch seinen Lebensentwurf realisieren kann. Frauen, die MINT-Fächer studieren möchten, sollten das tun können, ebenso werde ich keine Frau der Welt davon abhalten, Dachdeckerin oder Friseurin zu werden. Und ich werde auch keiner Frau verbieten, zu heiraten, Kinder zu bekommen und sich selbst um ihre Kinder zu kümmern. Jeder Lebensentwurf, der sozialverträglich ist, hat das Recht auf Verwirklichung und Menschen, die ihre Lebensentwürfe verwirklichen möchten, sollten auf jeden Fall gefördert werden.

Wenn Frauen sich in die Öffentlichkeit stellen, finde ich aber auch, dass sie ein Recht darauf haben, wahrgenommen zu werden und wenn sie das für eine politische Partei tun, erwarte ich von dem entsprechenden Presseteam eine Würdigung des Engagements. Dies auch und gerade, weil der Bundesvorsitzende, der dieses Presseteam leitet und innerhalb des Bundesvorstands für die Pressearbeit hauptverantwortlich ist, sich selbst als Feminist bezeichnet.

Ich bitte also sehr, in Zukunft davon Abstand zu nehmen, die Bundesparteitage mit Anträgen zu gendergerechter Sprache in der Satzung oder im Programm zu belästigen. Viel wichtiger als diese Feigenblattübungen, die sowieso niemand wahrnimmt, ist es, darauf zu achten, dass engagierte Frauen genau dieselbe Beachtung finden wie engagierte Männer.

Kommentare

Timecodex

schrieb am

Ich bin ein wenig verwundert, dass das aktuelle Presseteam die Rednerinnen unterschlagen hat, wo sie doch in jeder Hinsicht einen wichtigen Teil der Partei und auch der angesprochenen Veranstaltung darstellen. Dem Bundesvorsitzenden ein Zitat zu geben ist ok, wenn er allerdings gar nicht anwesend ist, darf es gern kurz sein. Es hätte mindestens ein Zitat einer Rednerin in der Pressemitteilung vorkommen müssen, gerne das einer der Kandidatinnen für die anstehenden Wahlen. Allgemein denke ich, hat die Piratenpartei kein "Problem" mit Frauen und ihrer Aussendarstellung, so ein Fehler ist allerdings sehr ärgerlich.

Pascal Hesse

schrieb am

Liebe Autorinnen,

da darf ich glücklicherweise etwas richtigstellen:

Am 1. März um 10.32 habe ich Astrid Semm, Politische Geschäftsführerin der Piratenpartei Bayern, die mir am gleichen Tag die Freundschaft auf Facebook bestätigt hat, um einen O-Ton für die Pressemitteilung gebeten, mit folgendem wortlaut:

"Hallo Astrid, ich schreibe eine Pressemitteilung zum piratigen Aschermittwoch in Straubing. Kannst Du mir wohl Deine Rede zusenden an pascal.hesse@piratenpartei.de? Danke! LG PAscal"

Leider blieb die Reaktion bis heute aus; eine persönliche Ansprache seitens ihr hat es im Vorfeld dieses Beitrags ebenso wenig gegeben. Schade! Im übrigen, um die Kolleginnen und Kollegen des Presseteams in Schutz zu nehmen, kommunizieren wir im YouTube-Video, der auch als Livestream unter https://www.youtube.com/watch?time_continue=7334&v=IibcUvJCLHM gesendet wurde, das natürlich unter auf der Webseite der Piratenpartei Deutschland unter https://www.piratenpartei.de/2017/03/02/pam-in-straubing/

Also: Ich kann die geäußerte Kritik nicht nachvollziehen und gebe den eintrag ins Stammbuch gerne zurück an die Autorinnen. ;)

Freundliche Grüße

Pascal Hesse Bundespressesprecher Bundesgeschäftsstelle, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Piratenpartei Deutschland Pflugstr. 9A 10115 Berlin

E-Mail: pascal.hesse AT piratenpartei.de E-Mail: presse AT piratenpartei.de Web: https://www.piratenpartei.de

Telefon: 030 / 60 98 97 510 Fax: 030 / 60 98 97 519

gimbar

schrieb am

Ich versuche mir gerade eine Meinung dazu zu bilden. Was ist deine Antwort darauf, dass Pascal Hesse bei dir angefragt hat? Du wirst deine Gründe gehabt haben auf dieses Angebot nicht eingegangen zu sein, aber ich kann die nur verstehen, wenn Du sie mit der Öffentlichkeit teilst.

Eine Situation von der ich nur die Hälfte kenne, möchte ich nicht bewerten.

Astrid Semm

schrieb am

Vorneweg: Ein Blick in meine Facebook-Timeline zeigt, dass ich tatsächlich zwischen dem 25.2. und dem 5.3. Facebook keines Blickes gewürdigt habe. Ich hatte also keine Chance, Pascals Nachricht rechtzeitig zu lesen. Das für alle Schnappatmenden.

Mein Punkt war aber nicht Kritik an der Pressemeldung, die war handwerklich ja absolut in Ordnung, sondern am Inhalt. Und wie wichtig gerade in der Piratenpartei die Erwähnung von Frauen ist - zumal, wenn sie Kandidatinnen für Landtags- bzw. Bundestagswahlen sind - kann Pascal überhaupt nicht gewußt haben. Er ist, das darf man nicht vergessen, von außen gekommen, er hat sich um einen Arbeitsplatz beworben und den hat er angenommen. Mir scheint, dass die Einarbeitung dieses neuen Mitarbeiters ein wenig zu wünschen übrig läßt. Ob es tatsächlich so ist oder nicht, das muss der Bundesvorstand entscheiden.

Meine Kritik richtet sich hauptsächlich an Menschen in dieser Partei, die einerseits Anträge zur gendergerechten Formulierung von Programm bzw. Satzung lautstark bejubeln, obwohl das absolut niemandem auffällt und sich selbst als Feministen bezeichnen - und denen dann nicht auffällt, dass in so einer PM, wo wir wirklich genau mit diesem Pfund hätten wuchern können (siehe CSU: Keine einzige Frau am Rednerpult), die Frauen überhaupt nicht erwähnt werden. Pakki ist damit nicht allein, solche Sachen passieren hin und wieder. Aber in diesem Fall war es eben wirklich tragisch.

Dass ich auf meine Anfrage an den Bundesvorstand eine Woche lang noch nicht einmal eine Eingagsbestätigung, geschweige denn eine Antwort bekommen habe, ist in der Tat ausgesprochen seltsam.

Was mich allerdings doch ärgert, ist die Tatsache, dass offensichtlich von mir, die ich eben nicht von der Partei bezahlt werde und gute 8 Stunden am Tag meine Brötchen verdienen muss, verlangt wird, dass ich ständig alle Social-Media-Kanäle im Blick haben soll: Facebook, WhatsApp, Twitter, Telegram. Dazu selbstverständlich E-Mail und SMS.

Es tut mir leid: An meinem Arbeitsplatz kümmere ich mich um meine Arbeit. Ich bin sehr ausgelastet und habe da keine Zeit, ständig nachzusehen; das einzige, wo ich während Pausen hier und da mal reinsehe, ist tatsächlich Twitter. Wenn jetzt jemand, dessen Brötchenarbeit es ist, Pressemeldungen für die Piratenpartei zu schreiben und Pressekontakte zu pflegen, mir erklärt, dass er nunmal diesen Kommunikationskanal anbiete und ich den zu nehmen hätte - ich überlasse es euerer Phantasie, welche Konsequenzen ich daraus ziehe.

Harry Hensler

schrieb am

Facebookmitteilungen zwischen der Presseabteilung und Landesvorständen sind bei Piraten doch eher unüblich. Mattermost oder Email an Astrid wäre da zielführender gewesen, sie ist ja, wie schon erwähnt PolGf im Landesvorstand der Piratenpartei Bayern. Ich kann mich nicht entsinnen, das die BundesPR jemals Facebook zur Kommunikation benutzt hätte, aber die Zeiten ändern sich halt ;-)

Astrid Semm

schrieb am

Mit Mattermost hätte er mich auch nicht erwischt, da schaue ich auch nur rein, wenn ich zuhause am PC sitze.

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