Kandidatur um jeden Preis?

veröffentlicht von Esmeralda, geändert am , 19 Kommentare
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Heute gab's auf Twitter mal wieder eine kleine Diskussion. Eigentlich recht unwichtig, bis auf einen kleinen Tweet, der direkt an mich ging und den Vorwurf enthielt, ich hätte aufgrund von persönlichen Vorurteilen letztes Jahr meine Kandidatur zur stellvertretenden politischen Geschäftsführerin zurückgezogen. Nachdem ich denke, dass dieser Eindruck allgemein verbreitet sein könnte, nehme ich dazu aber doch noch einmal Stellung.

Wenn man für ein Ehrenamt kandidiert, kann man das natürlich bedingungslos tun und ich habe das auch oft genug gemacht. Ich war Vorsitzende des Kreisverbands Erlangen und Erlangen-Höchstadt, Beisitzerin im Landesvorstand Bayern, stellvertretende Vorsitzende im Landesvorstand Bayern, stellvertretende politische Geschäftsführerin im Bundesverband der Piratenpartei und jetzt im Moment bin ich politische Geschäftsführerin im Landesverband Bayern. Seit 2010 mache ich also auf unterschiedlichen Ebenen fast durchgehend Vorstandsarbeit. Dabei lernt man sehr viel. Man lernt, mit Leuten zurechtzukommen, mit denen die Zusammenarbeit schwierig ist, man lernt, wie ein Team sich zusammensetzen sollte - und vor allem lernt man, wo man seine Grenzen hat.

Für das letzte Jahr kamen schwere Aufgaben auf den Bundesvorstand zu: Weitere Konsolidierung der Partei, Unterstützung der Landesverbände, die Landtagswahlen zu bestreiten hatten, um idealerweise die Landtagsfraktionen zu erhalten - was von vornherein ein sehr ambitioniertes Ziel war - und dann natürlich die Bundestagswahl. Uns allen war klar, dass diese Aufgabe nicht leicht sein würde. Ob und wie sie gelöst wurde, möge jeder selbst beurteilen.

Pakki hat mich vor dem Bundesparteitag in Wolfenbüttel gefragt, ob ich mir eine Zusammenarbeit mit ihm vorstellen könne und ich habe ihm gesagt, dass ich eben das nicht könne. Unsere Arbeitsstile sind extrem verschieden, allein das würde eine Zusammenarbeit sehr kompliziert gestalten. Später dann hat Pakki in mehreren Blogposts seine Kandidatur und seine Vorhaben für das kommende Jahr sehr eloquent formuliert. Ich habe die Gesamtsituation der Partei und der aktiven Mitglieder in wesentlichen Punkten völlig anders gesehen als Pakki das tat. Insofern habe ich mir vorgenommen, meine Kandidatur zurückzuziehen, falls Pakki gewählt werden würde.

Daran ist nichts Schlimmes. Das ist ein einfaches Beurteilen der eigenen Ressourcen, mehr nicht. Pakki wollte völlig anders an die Probleme der Partei herangehen als ich das tun wollte, er hatte völlig andere Zielsetzungen - er war auf einem anderen Weg als dem, den ich hätte gehen wollen. Das bedeutet nicht, dass ich gedacht hätte, dieser Weg wäre schlechter gewesen. Das bedeutet auch nicht, dass ich Pakki für eine schlechte Wahl gehalten hätte, auch wenn ich ihn für den von ihm angestrebten Vorstandsvorsitz, eben des anderen Weges wegen, nicht befürworten konnte. Das bedeutet nur, dass ich ihn beim Beschreiten jenes anderen Weges nicht als Kollegin im Bundesvorstand unterstützen hätte können, ohne mich so weit zu verbiegen, dass mir das Kreuz bricht. Ich bin halt nicht eitel genug, als dass ich so einen Posten um des Postens willen haben will und damit notfalls der Partei damit mehr schade als nutze.

Darüber, wie es letztlich gekommen ist, möchte ich mich hier nicht auslassen - das soll jeder für sich beurteilen. Was die Partei anbelangt und unsere Wahlniederlagen: Wir hätten uns allesamt orange anmalen und vor dem Bundestag Handstand machen können - es hätte nichts genützt. Ich bin zwar nicht der Ansicht, dass die Marke "PIRATEN" derart verbrannt sei, dass sie weggeworfen werden müsste, aber angekokelt ist sie schon. Und daran haben wir alle unseren Anteil, jeder den seinen. Das laste ich nicht dem Bundesvorstand an, nicht den Presse- und Öffentlichkeitsarbeitern, nicht dem Campaigner, nicht der Wahlkampforga und auch allen anderen nicht, die sich den Wahlkämpfen engagiert haben, die wir im vergangenen Jahr hinter uns gebracht haben.

Sehr wohl laste ich es aber uns als Partei an. Unserem Hang zum Chaos, zu widersprüchlichen Aussagen, zum aneinander vorbei Arbeiten, zum Zank, zum ätzenden gegenseitigen Niedermachen. Dem vollständigen Fehlen von verbindlichen Strukturen, der rigorosen Ablehnung von Einheitlichkeit in der Zusammenarbeit und vor allen Dingen der Abwesenheit von Qualitätskontrolle. Da haben wir alle geschlampt. Wir haben uns von eigenen Vorstellungen, von denen wir beseelt waren, dazu hinreißen lassen, uns in die Beliebigkeit zu entwickeln, anstatt einen Fokus zu setzen, eine verlässliche Größe zu werden, was politische Aussagen zu Netzthemen, Datenschutz, Datensicherheit, damit verbunden Digitalisierung und ihre Folgen anbelangt. Und genau das sollte jetzt endlich passieren.

Dafür stelle ich mich noch ein Jahr zur Verfügung. Dafür, dass wir Arbeitsstrukturen entwickeln, die es leicht machen, sich einzubringen, weil sie durchschaubar und zugänglich sind. Dafür, dass wir die Qualität unserer Aussagen im Auge behalten. Dafür, dass wir die Konsequenzen unseres Handelns auch außerhalb von Bundesparteitagen oder Wahlen bewußt wahrnehmen und dass wir wirklich wieder ein verläßlicher, kompetenter Ansprechpartner werden, wenn es ums Internet und digitale Themen geht. Und dafür, dass auch nach innen mit der uns allen so sehr wichtigen Klarheit gearbeitet wird.

Dazu brauchen wir übrigens auch Menschen, die in den folgenden Jahren Verantwortung übernehmen können und möchten. Ich habe keine Lust, über das kommende Jahr hinaus immer und immer wieder Vorstandsjobs zu übernehmen. Letztlich bin ich nicht in die Piratenpartei gekommen, um immer nur Organisation und Verwaltung zu machen - ich wollte dann auch ganz gern mal an Inhalten arbeiten. Dazu bin ich viel zu selten gekommen. Und deshalb steht bei mir auch Nachwuchsförderung ganz oben auf dem Zettel.

Also: Ich kandidiere, sicher. Aber nicht bedingungslos. Es braucht schon ein Team, mit dem die Partei voran kommt. Wenn ich sehen sollte, dass es dieses Team nicht geben wird, wird's auch mit mir im Vorstand nichts, ganz klar. Es ist ein Ehrenamt, ich investiere meine Freizeit, den größten Teil meines Urlaubs und einen nicht unerheblichen Teil meines Einkommens. Das tue ich nur, wenn ich sehe, dass ich der Piratenpartei und ihren Zielen von Nutzen sein kann. Nur, um einen Titel auf Visitenkarten drucken lassen zu können, werde ich mich sicher nicht in einen Vorstand wählen lassen. Dafür ist mir einerseits meine Zeit zu schade, andererseits tue ich das den Mitgliedern, die wirklich mitarbeiten wollen, nicht an. So einfach ist das.

Kommentare

xwolf

schrieb am

Hallo Astrid, meines Erachtens begibst du dich hier auf einen Holzweg. Bzw. haben wir hier divergente Ansichten darüber, was die Aufgaben und Prioritäten eines Vorstandes sein sollten.

Meines Erachtens ist es eben nicht die Aufgabe mit den anderen Zusammenzuarbeiten. Das ist eine Option, aber kein Zwang. Der jeweilige Vorstand wird nicht als Team gewählt sondern als Einzelpersonen. Und er wird nicht für irgendwas gewählt, sondern zu einen ganz bestimmten Bereich und zu einem ganz bestimmten Zweck. Wie du dich vielleicht erinnern wirst oder auch nachrecherchieren kannst, geht die aktuelle Struktur des Vorstands auf ein SÄA zurück, den ich zusammen mit einigen anderen Piraten vor einigen Jahren erfolgreich einreichte. Dabei wurden u.a. die Beisitzer abgeschafft.

WARUM, was war der Anlass? Zum einen damals, dass bekannte und inzwischen los gewordene Karrieisten den "Bapperl" Vorstandsmitglied nutzten, aber ansonsten nichts taten, außer auf Twitter rumzupöpeln. Ich denke, jeder wird hier ein paar Namen vor den Augen haben.

(weiter im zweiten Kommentar)

xwolf

schrieb am

(Teil 2)

Der Anlass ist aber auch die Tendenz die ich auch in deiner Bewerbung und dem agieren des Vorstands 2015/2016 und 2016/2017 sehe. Statt zu respektieren, dass jeder zu spezielle AUFGABEN und TÄTIGKEITEN, die sich aus dem dem jeweiligen Posten ergeben, gewählt wurde, wird schon gleich nach der Wahl (oder auch schon zuvor in Absprachen wer was macht), eine GO festgelegt und es wird sich zugeschustert, was wem denn gerademal gefällt. Egal ob das in das gewählte Gebiet passt oder nicht. Ich akzeptiere das nicht und sehe das als Respektlosigkeit gegenüber den Willen der Abstimmenden des BPT.

Ich hab aber mit noch etwas anderen ein Problem. Und das hatte ich bereits vor einem Jahr und es hat mich fast dazu gebracht, aus der Partei auszutreten (wenn du dich an ein Gespräch von uns erinnerst, wo ich hierzu Andeutungen machte; Da hast du offenbar nicht ganz verstanden, dass du und dein verhalten die Ursache war und eben nicht irgendein 1V): Du machst oben Priorisierung. Du stellst persönliche Befindlichkeit (oder positiv formuliert: deine Befähigung mit jemand Zusammenzuarbeiten) höher als Themen. Höher als die Ziele und Zwecke der Partei. Wenn ein Bundesvorstandsmitglied persönliche Befindlichkeiten höher priorisiert als eine -nach Satzung aber gar nicht nötige Zusammenarbeit (nirgends steht, dass der BuVo zusammenarbeiten und immer DDR-artig abstimmen muss!)- dann ist das für mich zumindest ein Signal, dass wir ein großes Problem haben. Es geht hier am Ende nicht mehr um die Sache, sondern um Machtpolitisches Geschacher. Um Interessegemeinschaften.

Das ist fundamental. Warum? Weil es genau das ist, weswegen es Piraten gibt. Weil wir sowas in den etablierten Parteien hatten. Die Piraten wurden unter anderem genau aus der Verdrossenheit gegründet, dass Cliquen ihre jeweiligen Parteien führen. Und nun kommst du an und willst dasselbe tun.

Wenn wir jetzt wieder bei den Piraten soweit sind, dass es nicht mehr um Themen geht, sondern um die Zugehörigkeit zu Cliquen, dann ist die Piratenpartei tot. Verdient.

(Na gut, es gibt noch zu 50-70% einen anderen Beweggrund um daran zu denken, die Piraten zu verlassen oder zu pausieren. So viel Verantwortung möchte ich dir nun halt doch nicht aufladen. Der Grund ist: Die Piraten sind keine Partei der digitalen Bewegung der Zukunft mehr. Piraten vertreten keine Netizens mehr, sondern verdammen diese sogar. Ich als Netizens sehe keine Indianer mehr.)

Ich bitte um Entschuldigung, wenn dir das viele Gedanken macht und machen wird.

Astrid

schrieb am

Lieber xwolf,

Divergent, ja, das ist exakt das Wort dafür.

Dann hättet ihr in den SÄA aber auch die Tätigkeitsbeschreibung schreiben müssen.

Ganz ab davon: Wie stellst du dir das denn vor? Ein Bundesvorstand muss Aufgaben auf- und verteilen, er muss zusammenarbeiten. Ich rede jetzt nicht davon, dass man immer einstimmig abstimmt, sondern davon, dass man tatsächlich vieles im Team macht: Planung von Veranstaltungen (da spielt dann auch das Thema Finanzierung mit rein) beispielsweise. Man trägt die Verantwortung gemeinsam, da sollte man gemeinsam arbeiten.

Wenn du dir jetzt mal unsere (Brötchen-)Arbeitsumgebung ansiehst: Wäre es so, wie du sagst, wir könnten uns die Jourfixes komplett sparen. Jeder hätte seine Aufgabe und es wäre nicht von Interesse, was die anderen machen. Das würde grandios in die Hose gehen. Wir haben an unserem Arbeitsplatz einfach nur das Glück, dass alle zusammenarbeiten wollen und ein gemeinsames Ziel haben.

Was aber sollte das Ziel eines Bundesvorstands der Piratenpartei sein? Wohl doch, die Parteimitglieder zur Mitarbeit zu motivieren, dafür zu sorgen, dass alle an einem Strang ziehen und vor allem, dass niemandem bei der Arbeit Knüppel zwischen die Beine geworfen werden.

Da haben wir - da hast du recht - keinen besonders guten Job gemacht. Wir haben dieses Ziel komplett aus den Augen verloren. Zur Erklärung (nicht Entschuldigung!) sei gesagt, dass wir von Anfang an (auch der BuVo vor meiner Amtszeit) sehr viel Schelte abbekommen haben. Da wächst Hornhaut an der Seele und man sieht die Basis, die wirklich arbeiten möchte, nur noch als Schatten, wenn überhaupt. Das soll sich ändern, was mich anbelangt.

Astrid

schrieb am

(Teil 2)

Nein, das hast du vollständig falsch verstanden. Was das Zurückziehen meiner Kandidatur anbelangt, habe ich den Willen des letzten Bundesparteitags respektiert, nicht ignoriert. Sie wollten den Weg, den Pakki gehen wollte. Ich hätte das so nicht mittragen können, weil ich in zentralen Punkten völlig anderer Ansicht war. Und also habe ich den Weg frei gemacht, damit hier genau das machtpolitische Geschacher nicht geschieht - jedenfalls nicht meinetwegen. Das ist für mich fundamental.

Gegen Cliquenbildung wirst du definitv nichts unternehmen können. Sieh es einfach als Abteilungen, die sich bilden. Und es ist ja immer das Netz schuld, nicht wahr? ;o)

Ernsthaft: So neutral ist niemand (du übrigens auch nicht), dass er eben immer mit allen zusammenarbeiten könnte und immer die Klappe halten kann, wenn ihm das nicht passt. Wir sind alle keine Heiligen. Und natürlich bewegen sich Menschen lieber unter denen, die mit ihnen einer Meinung sind, als unter denen, die es nicht sind. Das ist einfacher und bestärkt einen.

Was uns das Genick zu brechen droht, ist die Tatsache, dass jeder für sich dieses Verhalten zu selten hinterfragt und sich selbst und seine eigene Handlungsweise einer Prüfung unterzieht. Nunja, nicht jeder hat das Glück, einen Gesprächspartner zu haben wie du es bist (auch wenn du im Schriftlichen sehr gerne mal böse danebenhaust, aber auch das hatten wir ja schon). Ich habe dieses Glück und du hast mich mehr als einmal dazu gebracht, sehr intensiv über den Weg nachzudenken, den ich gehe.

Also nochmal: Ich möchte für die Piratenpartei arbeiten. Ich möchte für unsere Ziele arbeiten. Das kann ich aber nur dann wirklich effizient, wenn ich mich dabei wohl fühle. Und wohl fühle ich mich, wenn ich nicht mit meinen Ansichten in diametralem Gegensatz zu meinen Vorstandskollegen stehe - vor allem dem 1V, der die Partei nach außen vertreten soll und vertreten muss. Wenn der Bundesparteitag das nicht haben will, was ich anbiete, dann hoffe ich doch sehr, dass ich schlicht nicht gewählt werde - alles andere wäre eine Farce, und die stünde uns extrem schlecht.

Ja, das ist auch in meinen Augen ein Problem. Ich wurde unlängst gefragt, ob ich der Ansicht sei, dass eben diese Ziele mit der Piratenpartei noch zu erreichen seien. Ich habe geantwortet, dass es keine andere gäbe, mit der sie zu erreichen sind, insofern betrachte ich die Piratenpartei als unsere einzige, wenn auch hauchdünne Chance. Wenn wir jetzt mal den Rücken gerade machen, Strukturen aufbauen, innerhalb derer man arbeiten kann und aufhören, uns gegenseitig verbal zu massakrieren.

Andrzej-Kristian

schrieb am

Danke für Euren Dialog.

Ich erkenne mich in beiden Aussagen und Ansichten wieder.

Es ist immer wieder ein "sowohl als auch" und solange wir alle darüber in Ruhe reden können, kann man ein Verständnis für die Meinung des anderen aufbauen, ohne in den Reflex zu fallen zustimmen zu müssen oder sich gegen diese zu stellen.

Und mit etwas Abstand kann ich als Zuhörer (Leser) dann das Ganze auf mich wirken lassen.

Ich persönlich bin schon seit einer geraumen Weile damit überfordert, dem rasanten Tempo von Meinungsfindung für Abstimmungen - egal ob Ziele, Positionen, Aufgabenbereiche, Personen - zu folgen. Ganz abgesehen davon, wenn die Abstimmungsergebnisse weit davon entfernt sind, was ich mittragen möchte und dennoch "muss".

Daher tut es mir gut, wenn ich lesen kann, dass es anderen Ehrenamtlern genauso geht.

xwolf

schrieb am

Add 1:

Ein Bundesvorstand muss Aufgaben auf- und verteilen, er muss zusammenarbeiten. Ich rede jetzt nicht davon, dass man immer einstimmig abstimmt, sondern davon, dass man tatsächlich vieles im Team macht: Planung von Veranstaltungen (da spielt dann auch das Thema Finanzierung mit rein) beispielsweise. Man trägt die Verantwortung gemeinsam, da sollte man gemeinsam arbeiten.

Der aktuelle BuVo aber auch andere davor zeigen, dass dies nicht so ist. Dazu drei Beispiele. Beim aktuellen Bundsvorstand hat sich ein Vorstandsmitglied, dessen Funktion laut selbst gewählter GO es gewesen wäre, Quarterback/Ersatzmann für den 1VO in ÖA zu sein, nicht ein einziges mal bei den bekannten montäglichen Sitzungen gezeigt. So schlecht dies ist, so muss man hier auch sehen: Die ÖA funktionierte dennoch. Es ging also auch ohne ihn!

Ein weiterer Bundesvorstand beklagte sich öffentlich auf Twitter darüber, nicht über Planungen informiert gewesen zu sein - obgleich diese in einem Protokoll zu einer vorherigen BuVO-Sitzung (zu der er aber unentschuldigt fehlte) notiert war und auch in einem Protokoll der BundesPR-Sitzung davor. Die Aktion selbst war zudem von langer Hand vorbereitet und war mehrfach zuvor angesprochen worden. Auch hier als Fazit: Krasser Fail für den Betreffenden, da dieser zum einen nicht die Protokolle des eigenen Bereichs nachlaß, bevor er öffentlich polterte (was ebenfalls ein eigener Fail ist in Wahlkampfzeiten). Aber dennoch konnte die Aktion eigenständig durchgeführt werden.

Ein nicht auf den aktuellen BuVo bezogener Umstand: Wer außer den Schatzmeister und seinen Stellvertreter kümmert sich ernsthaft um die Finanzen und rechnet nach? Tut das der restliche Vorstand? Es würde mich doch sehr verwundern, wenn dies so wäre. Hast du vor 2 Jahren die Zahlen, die Lothar lieferte, nachgerechnet? (Und wenn du es getan hättest, wie wäre dies zwischenmenschlich angekommen?)

Es ergeben sich somit klare Folgerungen: Der Vorstand besteht nicht aus einem Team, bei dem alle Aufgaben gleich verteilt sind. Spezielle Tätigkeiten brauchen andere Vorstände nicht zu kümmern und brauchen daher auch nicht deren Überprüfung noch deren guten Zustimmung. Was aber wichtig ist, ist gegenseitiger Respekt und Vertrauen. Und Vertrauen schließt ein, dass man den Schatzi vertraut in seinem Ergebnissen und dem ÖA-BuVos vertraut, dass deren Kampagne gut ist. Eine Abstimmung darüber ob man den Zahlen des Schatzis glaubt, findet auch nicht statt. Es findet nur eine Abstimmung darüber statt, ob Budgets an Projekte/Vorhaben/etc verteilt werden. Aber ihr werdet euch nie darin einmischen, wie der Schatzi die Kontenbuchung durchführt oder darüber einen Antrag an den BuVO stellen.

Der Vergleich mit der Brötchenarbeit ist unpassend. Auch das erläutere ich gern:

Auf der Brötchenarbeit hat jeder seine Aufgabe. Denn genau dafür ist er oder sie angestellt. Sicher gibt es Querschnittsaufgaben, wo man mit anderen kommunizieren muss, aber da geht es um gemeinsame Information um Austausch und um Verbesserungen zum allseiten Vorteil. Zudem gibt es zwei weitere "Rahmenbedingungen": 1. Ein AL bzw. Gruppenleiter, die alle Tätigkeiten aller im Blick halten und ggf. koordinieren, coachen und auch für ein entsprechendes Klima einer fruchtbaren Zusammenarbeit sorgen. Die Abteilungsbesprechungen dienen primär dazu, allen Mitarbeitern des Teams informiert zu halten und aber auch das gegenseitige Respekt zu fördern, da nur durch diese Besprechungen die anderen mal sehen, was der jeweils andere denn den lieben schönen Tag überhaupt so tut außer nur Kaffee zu saufen. Entscheidungen werden in diesen Besprechungen so gut wie nie getroffen. 2. Wenn jemand seinen Job nicht richtig macht, ist er oder sie nach spätestens zwei Jahren weg oder woanders.

xwolf

schrieb am

Add2:

Ganz unten vermengst du die hier aufgestellte Fragestellung der Kandidatur mit etwas anderem. Der Auslöser des ganzen war ein Nebensatz in einem Tweet, der sich primär gegen eine andere Person richtete, als dieser einen offensichtlichen Werbetweet für sich schreib. Dieser Kontext, dass es eine Antwort auf eine Werbung eines Kandidaten für den kommenden Bundesvorstand ist, ist zu beachten. Ich antwortete auf den Tweet: "Bei der BTW hast du dich nicht eingebracht, außer beim Meckern auf Twitter. Das Team, das ihr plant, heißt Lethargie. Nicht Aufbruch."

Worauf sich der erste Satz bezog, ist auch leicht belegbar. Da wurde auch nicht weiter eingegangen. ;) Ich gehe davon aus, dass du dich durch das Wort "Lethargie" mit getroffen fühltest. Denn wir beide wissen ja, dass du dich eben auch als Teil dieses Teams um Carsten sehen willst und auch damals mit Sekor schon im team mit ihm warst.

Auf diesen Vorwurf der "Lethargie", der eine Überspitzung des schon mittlerweile abgedroschenen "Weiter so" ist, wurde nicht eingegangen. Alles danach war nur Stichelei zu anderen Dingen. Und auch dein obiger Text geht auf diesen impliziten Vorwurf nicht groß ein, sieht man von dem einen Absatz ab:

Dieser Absatz sagt aber nichts genaues. Hand aufs Herz, den hätte man genauso und unabhängig von der aktuellen Lage genauso gut vor 5 Jahren schreiben können. Ein so belangloser Text liebe Astrid ist der Situation eben nicht angemessen.

Und er beantwortet vor allem eine wichtige Frage nicht, die noch mehr Carsten als du beantworten müsst: Wenn ihr genau dies schon in einem "perfekten" Team damals unter Sekor nicht hingekriegt habt, wieso sollte es euch jetzt besser gelingen. Wieso habt ihr damals bei Sekor nicht eben die Probleme ausräumen können, die uns jetzt noch immer auf die Füße fallen? Die letzten zwei Vorstände vor dem aktuellen, haben den bösen Vorwurf des "Weiter so" erhalten. Mit einer solchen Vorlage, mit so belanglosen Allgemeinplätzen jedoch nochmals die selben Personen wählen?

Ganz im Gegenteil, weiß ich, dass die letzten beiden Jahre zumindest im Bereich der ÖA nahezu fatal wirkten. Der Ruf als "verläßlicher, kompetenter Ansprechpartner" wurde gerade durch das unmögliche Team, welches von den damaligen Bundesvorstand in dem du Teil warst einberufen wurde, geschädigt. Wir haben eine Woche vor der Bundestagswahl alle bei Netzpolitik sehen können, wie fatal die Wirkung dieses Teams war.

Oben schriebst du, dass ihr euch als Team seht. Das es im BuVo nur so funktioniert. Ich erinnere mich aber an viele Gespräche vor 2 Jahren, wo nicht nur von mir auf das katastrophale Wirken in der ÖA hingewiesen wurde. Wie es es denn nun? Wenn ihr als Team agiertet damals und trotzdem unter eurer allgemeinen Verantwortung diese Sache passierte, dann seid ihr und eben auch du doch auch dafür verantwortlich zu sehen, oder? Aber dann schreibst du, als jemand, die nach deiner Argumentation zu Teamwork in dem BuVo mitverantwortlich war, einen Satz, dass du da eine Verbesserung haben willst. Welche konkreten Pläne hast du denn? Seit Patrick und Pascal im Amt sind, besteht ein Großteil deren Arbeit darin, hinter den Kulissen mit Leuten wie Netzpolitik, dem CCC und Medien zu sprechen um wieder den Hass, die Wut und die Abneigung abzubauen, die das vorherige Presseteam angerichtet hat. Im Falle von Netzpolitik ist das bekanntlich nicht gelungen. Bei anderen jedoch schon; Insbesondere merkbar war dies an eine Journalistin, die uns auch im Wahlkampf mehrmals positiv zitierte.

Kommen wir somit zurück zum Heute und zum Vorwurf der Lethargie, dem überspitzten "Weiter so". Reduzieren wir es auf eine Frage: Wieso sollte man dir und den anderen des "Teams" glauben, dass ihr jetzt endlich die Dinge richtig anpackt, die ihr schon mal habt schleifen lassen?

Astrid

schrieb am

Hi Wolfgang,

Nun, für die Fragen dazu und die Erläuterung der Hintergründe gibt's dann ja das Kandidatenmumble, wo du eventuell nachfragen kannst.

Sicher hat da jeder seine speziellen Aufgaben; nachrechnen wird wohl kaum einer, aber der Bundesvorstand beschäftigt sich sehr wohl gemeinsam mit der Budgetplanung - die macht der Schatzmeister schlussendlich. Und da ist dann natürlich Zusammenarbeit vonnöten, da sitzt man auch im Team zusammen, bespricht, plant und einigt sich. Ist doch vollkommen normal.

Sicher macht nicht jeder alle Aufgaben gleichermaßen. Aber, siehe oben, es wird sicherlich zusammen geplant - und das ist es, was ich unter Teamarbeit verstehe. Und ich verstehe auch unter Teamarbeit, dass derjenige, der an Sitzungen (zum Beispiel der ÖA) teilnimmt, dann auch freundlicherweise darüber berichtet. Üblicherweise macht so ein Bundesvorstand ja auch Arbeitssitzungen und hat einen eigenen Mailverteiler. Es ist meiner Ansicht nach nicht zuviel verlangt, dort Informationen an die Kollegen zu geben, damit die nicht überrascht werden, wenn sie mal an einer BuVo-Sitzung nicht teilnehmen können und/oder ein Protokoll nicht nachlesen.

Würde ich ständig alles nachlesen müssen, worüber ich in der Arbeitssitzung informiert werde, käme ich jedenfalls zu nichts anderem mehr. Vorstandsarbeit ist eben doch recht viel. Und ja: Kommunikative Fails gab und gibt es in der Vorstandsarbeit der Piratenpartei auf allen Ebenen immer wieder.

Die Frage ist, ob das dann öffentlich über Twitter kommuniziert werden muss. Dort bekommt es zwar meistens nur die Parteiöffentlichkeit mit, es düpiert aber dann doch die entsprechenden Kollegen. Das sollte man sich mE sparen. Wenn es doch passiert, zeugt es meiner Ansicht nach mehr von Verzweiflung als von bösem Willen. Aber das ist dann ja auch wieder ein anderes Thema. (weiter in Teil 2)

Astrid

schrieb am

(Teil 2)

Sehr richtig; jeder hat seine Aufgabe, ist aber keine Insel. Auf die Partei bezogen idealerweise: Der Vorsitzende (oder, falls der nicht kann, sein Stellvertreter, der unbedingt über alles informiert sein muss) sollte alle Tätigkeiten aller im Blick halten und für Austausch sorgen, speziell, was die Querschnittsaufgaben anbelangt. Ggf. sollte der dann auch koordinieren, coachen und für ein entsprechendes Klima der fruchtbaren Zusammenarbeit sorgen. Gegenseitiger Respekt wird durch regelmäßige Arbeitssitzungen und Vorstandsklausuren gefördert, denn dann sehen die Vorstandskollegen, was die anderen ansonsten noch so tun. Und wenn jemand seinen Job nicht richtig macht, knirscht's im Gebälk gewaltig (was dann ab und zu zu entsprechenden Explosionen führt, die eventuell auch auf Twitter für gewisse Nachbeben sorgen). Der Unterschied ist, dass der Vorstand einer Piratenpartei deutlich weniger Zeit hat als wir das für die Brötchenarbeit haben, dass er mit dem, was er da tut nicht Geld verdient, sondern eher noch welches reinsteckt, und dass dabei Freizeit und Urlaub draufgehen.

Insofern ist es meiner Ansicht nach sehr legitim, wenn man Bedingungen an die Arbeit in so einem Vorstand knüpft.

xwolf

schrieb am

Ich hab dir drei konkrete Beispiele genannt, die deine Behauptung widerlegten, dass der BuVo immer auf allen Ebenen zusammenarbeiten muss. Das eine Information über die Tätigkeiten wünschenswert und dem Zusammenhalt förderlich sind, darum geht es nicht, denn dem ist nicht zu widersprechen. Nimm es hin oder nicht. Relativierung erkenne und ignoriere ich.

Fakt ist: Der BuVo in der jetzigen Form muss nicht zusammenarbeiten. Es kann, aber es muss nicht. Und er muss nicht zusammen entscheiden. Aber ein Vorstand der nicht zum 1V gewählt wurde, sollte genauso wie jedes verdammte andere Mitglied der Piratenpartei auch, die Entscheidungen die der 1V auf seinem Tätigkeitsgebiet trifft und für die er gewählt wurde, akzeptieren. Und von Mitgliedern des Vorstands, erwarte ich, dass sie öffentlich auch dafür einstehen. Gerade und selbst wenn in der Nichtöffentlichkeit die Messer fliegen.

Ihr werdet nicht gewählt um miteinander ins Bett zu springen. Das wäre nur eine freiwillige Option.

Astrid

schrieb am

Es war das "ihr". Hättest du "du" geschrieben, wäre das wohl was anderes gewesen. ;o)

Dieser Satz, lieber Wolfgang, ist meine Predigt seit mindestens fünf Jahren. Konstant. Immer wieder. Und immer noch einmal.

Ich fürchte, es handelt sich um einen Mangel an Konsequenz - oder, wenn man's nett formulieren möchte: An unserer Gutartigkeit. Statt wirklich sehr konsequent mit dem eisernen Nerdparteibesen durchzufegen, haben wir versucht, Frieden zu erzeugen (da nehme ich mich übrigens auch für die Zeiten, da ich noch nicht im Bundesvorstand war, nicht aus). Richtig und wichtig wäre es gewesen, da ernsthaft eben das zu forcieren: Verlässliche, zugängliche und einheitliche Arbeitsstrukturen zu etablieren. Vielleicht haben wir uns da auch zu sehr auf Versprechungen bezüglich eines BEO verlassen.

Das, was ich konkret erreichen möchte, ist kontinuierliches Arbeiten an den Inhalten, für die die Piratenpartei stehen soll. Fokus aufs Digitiale, alles andere kann, aber muss nicht. Damit stoße ich vermutlich ziemlich viele Leute vor den Kopf, aber ich bin wirklich der Ansicht, dass wir nur so a) wieder Leute bekommen, die freudig mitarbeiten (weil sie sich über das "wie" keinen Kopf machen müssen) und b) öffentliches Gehör finden können (womit wir dann auch die übrigen Themen auf lange Sicht transportieren können).

Aus der ÖA im habe ich mich aus bekannten Gründen komplett rausgehalten, dazu kann ich aber nichts sagen. Zum "Weiter so": Es ist doch genau so weitergegangen wie vorher auch! Es wurde ja nichts verändert, abgesehen davon, dass das ÖA-Team so sehr der Öffentlichkeit preisgegeben wurde, dass "schandvolle" Auseinandersetzungen aus Mattermost "geleakt" wurden. Ob das jetzt eine Veränderung zum Positiven war, weiß ich nicht so recht.

Ansonsten aber ging es weiter, wie es immer in dieser Partei ging: Keinerlei strukturiertes Arbeiten, Programmanträge, die mehr oder weniger vom Himmel gefallen sind, keinerlei sinnvolle Vorbereitungsarbeit. Dazu Mitglieder, die sich am reichhaltigen Buffet der Inhalte ausgesucht haben, was sie gern nach vorn gestellt haben würden und tödlich beleidigt waren, wenn ihr superwichtiges Thema nur die zweite Geige spielt.

Dazu Kommunikation aus der Hölle, -zig verschiedene Twitter-DM-Gruppen, -zig verschiedene Mailinglisten, teils öffentlich, teils nicht, die man gefälligst zu abonnieren und auch alles zu lesen hatte oder die Klappe zu halten. Dazu noch möglichst viel Information im Wiki versteckt, damit man's auch bloß nicht einfach hat. Information kreuz und quer übers Internet verstreut, "Leaks" auf pastebin, Gemosere auf Twitter und letztlich ein Turm zu Babel der seinesgleichen sucht. So geht Organisation nicht, so geht Zusammenarbeit nicht. (weiter in Teil 2)

Astrid

schrieb am

(Teil 2)

Ich erinnere mich an jemanden, der gleich mal zur Eröffnung der Feindlichkeiten auf Twitter seine spitz formulierte Kritik frustrierterweise in die Öffentlichkeit gekippt hat (weil er sich auf der Mailingliste mit seinen ebenso spitz formulierten Mails ins Knie geschossen hatte) und anschließend mal fröhlich das Handtuch geworfen hat. Komm, du bist da jetzt auch nicht das Kommunikationswunder.

An dem Presse- und Öffentlichkeitsarbeitsteam, das vor euch gearbeitet hat, konnte man ohne weiteres gewaltig kritisieren, das ist schon richtig. Das Dumme ist, dass es im Vorfeld ein Treffen der Öffentlichkeitsarbeiter Bund/Land gegeben hatte, auf dem die Planungen genau dieses Teams sorgfältig durchgesprochen wurden und dann gemeinsam (Bundesvorstand, ÖA-Vertreter der Landesverbände) der Fahrplan beschlossen wurde. Wenn mich nicht alles täuscht ist das Protokoll heute noch im Wiki - ich weiß nur leider nicht, wo. Es ist ein Wiki, such mit Google.

Dass die damalige Pressesprecherin bereits einen anderen Job hatte und die Übergabe deswegen maximal hingepfuscht hat - geschenkt. Dass das neue Team sich gerade bei der Arbeitsaufnahme nicht mit Ruhm bekleckert hat: Wir sind uns vollkommen einig. Dass du keine Lust mehr hattest, auch nur irgendetwas zu tun, nachdem dich dort keiner mehr wollte: Sehr verständlich. Dass ich die Ereignisse rund um die Arbeitsaufnahme dieses Teams für mehr als kontraproduktiv gehalten habe: Wissen wir nun echt alle. Fakt ist: Dieses Team war zu dem Zeitpunkt aber alles, was wir hatten. Und ja, auch das hatte Gründe, die in persönlichen Auseinandersetzungen lagen, die dann viel Misstrauen erzeugt haben.

Ich würde das jetzt schon ganz gerne aufschreiben - aber das mit dem Team. Lass mich's erstmal durchsprechen, bitte.

Oh, ja. Netzpolitik. Ja, da war so ein Fail, den ich jetzt genauso ausbreiten könnte wie du diverse andere hier auswalzt. Ich lasse es, das bringt nichts.

Was jetzt die Pressearbeit (wahre, echte, wahrhaftige Pressearbeit, endlich!), die vorwiegend Pascal geleistet hat, indem er Redaktionen kontaktiert und mit Menschen geredet hat, mit der Teamarbeit im Bundesvorstand zu tun hat, musst du mir auch nochmal erklären.

Kann es sein, dass du der Ansicht bist, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit seien der einzige Lebenszweck einer Partei? Entschuldigung, aber ich rede momentan von völlig anderen Dingen: Ich rede davon, endlich mal wieder Partei zu werden!

Wenn ich von Arbeitsstrukturen rede, dann rede ich davon, dass so eine Partei Inhalte haben muss und haben sollte, für die sie steht. Ja, Inhalte haben wir, es sieht nur keiner, wofür wir stehen. Das hat viel mit Außenkommunikation zu tun, ja, aber noch mehr mit der Erarbeitung unserer Inhalte. Wir brauchen aktive Mitglieder, wir brauchen verdammt nochmal Arbeitsgruppen, wir brauchen Expertise innerhalb der Partei, wir brauchen mal wirklich was, was wir mit einer Stimme nach außen kommunizieren können! Das haben wir doch alles nicht mehr.

Ich rede hier von kontinuierlicher Arbeit an politischen Inhalten, nicht von Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die kommt erst hinterher. 2019 sind Europawahlen. Das Programm muss durchgeschaut werden, es muss ergänzt und gestrichen werden, es muss der Fokus neu gesetzt werden. Meinst du vielleicht, das würde sich von allein machen? Nein, tut es nicht. Und der BuVo wird's auch nicht machen. Wir können natürlich alles laufen lassen, wie wir es immer haben laufen lassen, dem bösen BuVo vorwerfen, dass er ja "weiter so" macht und weiterhin nur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit machen (die derzeit kein Außenstehender haben will). Dann legen wir eben die nächste Bauchlandung hin, kein Problem. Und irgendwann ist diese Partei dann wirklich durch.

Wir können uns jetzt aber auch mal entscheiden, wirklich eine Partei zu sein, die Fokus setzt, die Ziele verfolgt, deren Mitglieder mitarbeiten (vonwegen Basis und so), die sich inhaltlich mal tatsächlich zu dem bekennt, was sie ist und was auch der Name (mit einem gewissen Sarkasmus) aussagt: Netzpartei. So, was hätten wir denn dann jetzt gern, hm?

Fulleren

schrieb am

Der aktuelle Bundesvorstand hat entschieden, die ÖA mit einem Pressesprecher zu unterstützen. Ich (nicht im BuVo) hätte die Mittel gerne eingesetzt um Profis zügig BEO einsatzfähig machen zu lassen.

Glaubst du das hätte die notwendige Zusammenarbeit im BuVo verbessert?

Tatsächlich habe ich vor 12 Monaten erkannt, dass der gewählte Kurs vor die Wand führt und daraus die Konsequenzen gezogen.

Astrid

schrieb am

Hi Fulleren,

Ob ein BEO die notwendige Zusammenarbeit im BuVo verbessert hätte? Wohl kaum.

Was da Gutes hätte bewirken können: Mitarbeit. Mal ausnahmsweise nicht beleidigt den Bettel hinschmeißen. Den unwürdigen Kampf um den Knochen (Netzthemenpartei oder Sozialthemenpartei) beenden. Umfragewerte ignorieren. Eigene Angebote entwickeln und schauen, ob sie von der Gesellschaft gewollt werden, anstatt die Angebote, die man macht, dem ominösen Wähler anzupassen. Einen wirklich selbstbewußten, eigenen Entwurf machen, wie die Digitalisierung funktionieren kann und das dann auch wirklich mit Zahlen und Fakten unterfüttern. Das hätte geholfen.

Ich bin dieses hinter-den-Massen-herlaufen-ohne-Sinn-und-Verstand so unendlich leid. Können wir bitte mal wieder wir selbst sein?

Fulleren

schrieb am

Es hätte im Vorfeld die Arbeit des BuVos nicht verbessert und es hätte auch im Erfolgsfall die Arbeit des BuVos nicht verbessert, aber es hätte die Partei in einen satzungsgemäßen Zustand versetzt und möglicherweise die Identifikation der Mitglieder mit ihrer Partei verbessert.

Was meine Mitarbeit betrifft, nach 5 Jahren harter Arbeit, darf es dann auch mal gut sein.

xwolf

schrieb am

Hallo, wie schon in einer DM gesagt, hab ich meine Beispiele nur deswegen aus dem Bereich gewählt aus dem ich komme, weil ich dort auch entsprechende Kenntnisse habe. Die Abwehr, dass die Partei aus mehr als nur aus ÖA besteht, erkenne ich als solche Rhetorik an :) Nimm einfach hin: Auf deine Behauptung, dass der gesamte Bundesvorstand stets einverträgliche Zusammenarbeiten können muss, gibt es hinreichend Gegenbeispiele. Einer reicht, um deine Behauptung zu widerlegen. Hier wird keine These von mir widerlegt, sondern ich widerlege eben die von dir. (Scherzhaft gemeinter Einschub: Ein selbst ernannter "Progressiver" würde dir jetzt nahe legen, doch mal ein Buch zum Thema Wissenschaftliche Methode des Erkenntnisgewinns" zu lesen.)

Mir geht es nach wie vor um dein Konzept, deine Planung zur Kandidatur, was du besser oder anders machen willst. Denn ich sehe meine These der Lethargie nach wie vor in all diesem Nebel der Nebendiskussionszweige nicht wirklich widerlegt.

Ich versuche es trotzdem aus deinen Worten herauszufiltern. Folgende Sätze sind dazu da:

Bitte erkläre dies genauer. Der zweite Satz ist Allgemeinplätzchen. Das will jeder. Aber wie willst du es forcieren?

Wie soll dieser Fokus aussehen? Ist damit eine Priorisierung verbunden? Wenn ja, wie wird diese in der Praxis durchgesetzt? Ein Beispiel wäre, das ihr eine interne "Quote" für PMs oder Anträge einführt, die dieses Themengebiet wichtiger macht als andere. (Wobei aber dazu bitte vorher zu klären sei, was "Digital" meint. Bitte jetzt nicht sagen, dass ist die Abkürzung von "Digitalisierung"; Ansonsten kriegst du heute abend böse Bullshit Bingo Witze!)

Das beantwortet die Frage nicht, aber es zeigt eine Richtung auf. Ich hinterfrage trotzdem diese Richtung: Wie willst du Experten gewinnen, wenn diese vorher vertrieben wurden? Vertrieben eben von lauten aber auch gut meinenden Krakelern oder auch von den gebrochenen Versprechen der Beteiligung?

Mal konkret eine Gruppe: Wie willst du bitte die junge Generation von Internetnutzern für uns einvernehmen, wenn die bei jeder sich bietenden Gelegenheit von Parteimitgliedern als Deppen hingestellt werden, weil sie eine andere Sicht auf Datenschutz haben und lieber ihre Daten teilen? Weil sie in Facebook und Instagramm aufgewachsen sind und sich dort wohl fühlen. Wie willst du Leute, die Body-Engineering betreiben und davon fasziniert sind, für ein Partei gewinnen, wo Leute den Datenschutz wichtiger nehmen als persönliche Freiheiten und dabei jegliche Kompromisse oder Abwägung der Umstände ablehnen?

Butter bei den Fischen bitte!

So... und mehr finde ich jetzt irgendwie nicht von deinem Programm.

Nebenbei:

Das war nicht so schlimm. Die Leaks waren harmlos und richtige Streitereien kamen nicht raus. Ha, nichtmal mein Zoff mit Pakki wegen G20. Und der war heftiger als diese Diskussion hier multipliziert mit 3. Nein, unterm Strich hat die Einführung des internen Kommunikationschannels letztlich sehr geholfen. Am Ende sind nur noch die Leute negativ auf SoMe aufgefallen, die sich dieses Mediums verweigerten. Es gab aber andere Dinge, die mehr "Weh" taten, aber das tut hier nichts zur Sache; Schließlich heißt es sonst wieder, ich denke, es geht hier nur um ÖA :)

xwolf

schrieb am

By the way:

Die Frage

hast du durch Wechseln des Themas trotzdem noch nicht beantwortet.

Astrid

schrieb am

Hi, xwolf!

Oh, Verzeihung, ganz übersehen. Das kommt davon, wenn's immer so viel ist!

Ganz einfach: Weil wir gelernt haben.

xwolf

schrieb am

Ob du es glaubst oder nicht: So ein Satz, der auch ein implizites Eingeständnis enthält, macht mich mehr gewogen als allen anderen langen Absätze davor.

Dennoch sollte es konkreter werden.

Ich hab die Challenge von Carsten akzeptiert. In Kürze werde ich einen (brutalen) Mehr-Punkte-Plan vorstellen. Ihr wisst ja als alte Hasen, wie es ist, wenn ein öffentlich bekannter Plan gegen einen "drücken" kann, so man selbst keinen hat.

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