Fußball und Corona
veröffentlicht von Esmeralda, geändert am
Wir können es langsam alle nicht mehr hören: Corona, Abstand halten, zuhause bleiben, Ansteckungsgefahr... Man hat uns jeden Spaß genommen, nichts dürfen wir mehr. Durften. Denn jetzt wird ja langsam gelockert. Je nach Bundesland unterschiedlich weit und unterschiedlich viel. Eins kommt jetzt aber bundesweit: Fußball!
Darauf hat die zu Tode gelangweilte Nation gewartet. Hände- und füßeringend. Ohne "Fussi" ist das Leben öde, denn die Sportberichterstattung besteht zu gefühlten 90% aus Fußball und langsam waren wir's ja auch leid, im Frühstücksfernsehen immer zu hören, dass es aus dem Sport nichts zu berichten gibt, weil er nicht stattfindet. Schlimm genug, dass es kein Olympia gibt dieses Jahr. Und kein Oktoberfest.
Also Fußball. Geisterspiele. Bis zum Anschlag durchgetestete Spieler, die in Quarantänetrainingslagern vor sich hintrainiert haben werden, werden demnächst wieder auf dem Rasen in Stadien auflaufen. Nun ist die gute Frage, ob diese Spiele dann live übertragen werden und wenn ja, wohin. Public Viewing vor den Stadien? Oder im Fernsehen, damit der Fußballfan an sich in Schal, Trikot und Mannschaftsmütze gehüllt zuhause auf dem Sofa die Bengalos abbrennen kann? Was, wenn die Kneipen (die übrigens einigermaßen gleichzeitig wieder öffnen dürfen) ihren Besuchern diesen Fernsehgenuss anbieten? Was, wenn dann die ganze Nachbarschaft in der Eckkneipe hängt, scheiß auf Abstand? Was dann?
Mit etwas Glück passiert wenig bis nichts. Dann freuen wir uns alle und die, die glauben, danken ihrem Herrn. Ich wünsche uns das, fürchte aber, dass dieses "wir brauchen den Fußball" Konsequenzen haben wird, die wir nicht gern haben möchten. Und wir haben ja nun immer noch keinen Impfstoff.
Aber mal ernsthaft: Wäre es wirklich so schlimm, wenn die Fußballsaison jetzt abgebrochen werden müsste? Fußball ist ein Millionengeschäft. Mir kann niemand erzählen, dass die Vereine nicht ausreichend Rücklagen haben, um so eine Durststrecke überstehen zu können. Da muss dann halt der eine oder andere Manager auf seinen Bonus verzichten, vielleicht kann man ja auch die Gehälter ab einer bestimmten Jahressumme mal kappen, damit die Angestellten der Vereine ihre Arbeitsplätze behalten. Dann dreht sich das Gladiatorenkarussell dieses Jahr halt sehr viel langsamer - oder gar nicht. Positiv wäre, dass eventuell erlittene Verletzungen mal Zeit hätten, komplett auszuheilen (mag ja sein, dass der ein oder andere da noch was am Knie hat oder so).
Die Finanzstruktur des deutschen Fußballs (naja, des Fußballs allgemein) ist nicht sehr durchsichtig. Aber ich denke, dass es möglich wäre, das jetzt mal durchzuziehen mit verschmerzbaren Verlusten. Was die armen Sportjournalisten anbelangt: Individualsportarten sind ja wieder zugelassen. Dann berichtet man halt über Golf, Reiten, Tennis und dergleichen. Da lernt der Deutsche dann gleich noch, dass es außer Fußball noch andere, recht interessante Sportarten gibt. Wäre ja auch mal nett.
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