Tag der gesunden Ernährung
veröffentlicht von Esmeralda, 2 Kommentare
Heute ist Welttag der gesunden Ernährung. Nun bin ich Diabetiker, was nicht schön ist, aber ich muss nun mal damit leben. Gesunde Ernährung ist für Alleinstehende gar nicht mal so einfach und deswegen mache ich mir heute mal ein paar Gedanken dazu.
Ich weiß jetzt gar nicht mehr, wie lange das her ist, da hat mein Hausarzt gesagt, er wolle doch bitte mal einen Zuckerbelastungstest mit mir durchführen. Meine Blutzuckerwerte (morgens, nüchtern) waren immer etwas zu hoch, nicht dramatisch, aber immerhin. Meine Oma hatte Diabetes mellitus Typ II, insofern lag der Verdacht nahe, dass ich da vorbelastet wäre. Also, gesagt, getan. Ein solcher Test ist nichts weiter Dramatisches. Der Blutzucker wird gemessen, danach bekommt man ein Fläschen voll eklig süßem Zeug zu trinken und danach darf man zwei Stunden warten. Danach wird der Blutzuckerspiegel nochmal gemessen und dann zeigt sich, ob es eine gute Idee ist, den Diabetologen heimzusuchen. Näheres zum Thema Diabetes gibt es bei der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
Für mich ist insofern gesunde Ernährung ein wichtiges Thema. Wer wie ich allein lebt und dann auch noch den ganzen Tag arbeitet, steht vor einem Problem: Nicht jeder Arbeitgeber hat eine Kantine zur Verfügung - ein Bäcker ist aber garantiert in der Nähe. Insofern sind schädliche Gewohnheiten vorprogrammiert: Man steht im Stress, hat nur eine halbe Stunde Mittagszeit und muss etwas in den Magen bekommen. Dann holt man sich halt beim Bäcker ein Schnitzelbrötchen, bestrichen mit Mayonnaise (was ich für eine Unart halte, ich stimme Herrn Malmsheimer da voll zu), belegt mit einem panierten Schnitzel und lappigem Salat, vielleicht noch zwei Scheiben Tomate und ein wenig Gurke. Gesund ist das nicht, auch wenn "Salat" dabei ist. Was also tun?
Ich habe von meinem Vater ein schweres Erbe übernommen, was die Beantwortung dieser Frage anbelangt, denn immer, wenn wir nicht weiter wissen, kaufen wir ein Buch (oder mehrere, je nach Informationswütigkeit). In meinem Arsenal befinden sich also haufenweise Kochbücher zum Thema Diabetes. Die bestehen zu ungefähr 50% aus Information darüber, was Diabetes ist, wie sich die Ernährung eines Diabetikers zusammensetzen sollte, wie man an die benötigten Nährstoffe kommt, ohne den Körper (vor allem die Bauchspeicheldrüse) zu überlasten und, und, und. Das ist sehr freundlich von den Autoren, aber ehrlich gesagt unnötig. Wenn man mit Diabetes diagnostiziert wird, bekommt man hierzulande zunächst einmal eine Diabetikerschulung, im Rahmen derer man genau das vermittelt bekommt. Was mir fehlt, ist ein Kochbuch, das mir wirklich hilft.
Was ich mir wünsche, ist ein Buch, das mir dabei hilft, für eine Person diabetikergerecht zu kochen. Dieses Buch sollte dann auch in Betracht ziehen, dass eine nicht unerhebliche Anzahl an Diabetikern die warme Mahlzeit erst abends zu sich nehmen können, dass während des Arbeitstages das Essen eine sehr untergeordnete Rolle spielt und damit eventuell fünf kleine Mahlzeiten täglich nicht wirklich praktikabel sind. Es ist wichtig, Mahlzeiten zubereiten zu können, die man mitnehmen kann und nicht erhitzen muss - und dann auch nicht ausschließlich aus Salat bestehen. Nichts gegen Salat, aber irgendwann wächst einem doch ein Petersiliensträußchen aus dem Ohr, wenn man jeden Tag einen Salat zum Mittagessen bekommt. Es sollten Sachen sein, die schnell und einfach zuzubereiten sind. Menschen, die routinemäßig kochen, können sich vermutlich nicht vorstellen, wie elend lange man brauchen kann, um Gemüse kleinzuschnippeln. Vielleicht sollte man sich als Kochbuchautor einfach mal in den Supermärkten nach Lebensmitteln umsehen, die es dem Diabetiker da einfacher machen. Kleiner Tipp aus meiner Erfahrung: Tiefkühlgemüse, das nicht vorab zubereitet ist, eignet sich fabelhaft.
Ich persönlich habe dazu noch das Problem, dass ich von diesen kleinen Leichtigkeiten nicht satt werde. Deswegen esse ich von den empfohlenen kleinen Zwischendurch-Mahlzeiten meistens einfach zu viel. Also lasse ich das, ziehe mich auf den Rhythmus mit drei Mahlzeiten zurück und sehe zu, dass ich dann genügend "Füllmaterial" dabei habe, damit mein Verdauungstrakt genug zu tun hat, ohne dass ich vor Müdigkeit vom Bürostuhl falle.
Außerdem gibt es da noch ein Problem, das meiner Ansicht nach unterschätzt wird, nämlich den Preis. Gute, gesunde, nicht bis zum Anschlag industriell durchverarbeitete Lebensmittel sind elend teuer. Gerade der Gang durch die Obst- und Gemüseabteilung im Supermarkt sollte einem die Augen dafür öffnen. Was die Sache dann auch nicht besser macht, sind die Transportwege und die Erzeugungsbedingungen. Für die, die gern Fleisch essen, wird es dann auch noch einmal kritisch, denn das Fleisch aus dem Supermarkt ist oft genug nicht so sehr gesund und vor allem in einer Art und Weise "produziert", die nicht wünschenswert sein kann (um es mal milde auszudrücken). Wer dann zum Metzger geht, stellt fest, dass der professionelle Umgang mit Fleisch ebenfalls nicht ganz billig ist.
In der Hinsicht bin ich inzwischen so weit, dass ich weitgehend auf Fleisch verzeichte. Wenn ich mir ansehe, wie unsere Vorväter das gemacht haben, dann kann ich sowieso nicht verstehen, warum man jeden Tag Fleisch essen sollte. Einmal wöchentlich sollte doch wirklich reichen, oder nicht? Auch dass das für Leute wie mich gar nicht mal so schlecht ist, zeigt sich sehr deutlich, wenn man sich Diabetikerkochbücher ansieht. Dort wird dankenswerterweise sehr intensiv auf die Zubereitung von Gemüse eingegangen.
Was mir auch fehlt: Eine Kochsendung, die Spaß am gesunden Kochen vermittelt. Die Küchenschlacht läßt ja hier und da Veganer zeigen, was sie können und das finde ich dankenswert. Aber wie wäre es denn mal mit einer Diabetikerwoche? Wie mit einer Woche, in der nicht gebraten werden darf? Magen- und Gallenschonkost mit Pfiff, das wäre doch mal was! Da sähe ich mal einen Bildungsauftrag!
Nachdem es mein Wunschkochbuch für den einsamen Diabetiker also nicht wirklich zu geben scheint, werde ich mich irgendwann daran machen müssen, das selbst zu schreiben. Ob und wann ich die Energie dafür aufbringe, kann ich nicht sagen. Sollte jemand anwesend sein, der mir dabei helfen möchte: Das kann man mir über die Kommentare mitteilen.
Wie geht ihr denn mit den Ernährungsfragen, die euch umtreiben so um? Gibt es bei euch eine Kantine? Wenn ja: Kann man dort auf bestimmte Ernährungspräferenzen eingehen? Nachdem da so selten etwas kommt, weise ich hier ganz ausdrücklich auf die Kommentarfunktion in diesem Blog hin. Ich muss Kommentare zwar freigeben und das kann ein wenig dauern, aber ich freue mich über euer Feedback. Lasst uns mal über Ernährung reden!
Kommentare
"Big" Arne
schrieb am
Wenn Du wen zum kritischen gegenlesen brauchst, mache ich sehr gern, auch schon im pre beta oder early alpha Stadium. Was mir bei diversen Kochratgebern und Ernährungsberatungen fehlt, ist die Einsicht, dass Menschen verschieden sind und nicht jedes für jeden gilt.
Zum Beispiel führen regelmäßige kleine “ausgewogene” Mahlzeiten, also mit 50% Kohlehydraten mit niedrigen Glykämischen Index, bei manchen Menschen zu Heißhungerattacken. Bei mir hilft Sport. Seit ich regelmäßig ins Fitnessstudio gehe, muss ich mir um Gewichtszunahme kaum noch Gedanken machen. 3 Monate Training haben da mehr bewirkt, als 2 Jahre intensive Bewegung.
Astrid
schrieb am
Heißhungerattacken, da sagst du was. Inzwischen geht das bei mir, aber ich hatte Zeiten, da habe ich vom Vanillepudding bis zur sauren Gurke alles gegessen, was der Kühlschrank hergab - bis ich dann den einen Bissen gefunden hatte, der mich endlich satt gemacht hat.
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